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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

83 Ich möchte sehr [gerne] nach Hamburg kommen, mit meiner Tochter, sie ist doch dort geboren. Ihr Vater ist im Lager Wilhelmsburg ums Leben ge- kommen. Helfen Sie uns mit dem Einreisevisum, von uns aus kriegt man gar keine, nur die Vermittlungsfirmen, sonst kommt man nie an die Visumsabtei- lung dran, obwohl wir schon lange um ein Visum nach Hamburg bitten. Tatjana Spiridonowna Doduch (geb. 1921) aus der Ukraine, Brief, Oktober 2001. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Ja, ich möchte gerne die Orte sehen, wo drei Jahre meiner Jugend vergangen sind. Ich war damals 15. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich heute dort alles verändert hat. Im Jahre 1942 war das eine schöne Hafenstadt. 1944/1945 zer- fiel die Stadt durch die englisch-amerikanischen [Luft-]Angriffe in Ruinen. Ich bin heute nicht in der finanziellen Lage, die Stadt zu besuchen. Klawdija Pantelejewna Agafonowa (geb. 1927) aus Russland, Brief, Februar 2003. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Ich grüße alle, die sich für die Schicksale ehemaliger Ostarbeiter interessieren. Ich grüße den Freundeskreis. Ich wünsche Ihnen alles Gute und vielen Dank für Ihre Sorge um uns. Angenehme Erinnerungen bleiben an den Meister Gert Albert [aus dem Dräger-Werk in Wandsbek]. Grüßen Sie ihn und seine Fa- milie. Grüße auch an zwei deutsche Frauen, Else und Margot, die mit mir zusammen arbeiteten. Frosina Konstantinowna Musyka (geb. 1926) aus der Ukraine, Brief, Oktober 2001. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Kategorisch verweigere ich diese Reise. Diese »Einladung« erstaunt mich sehr – ich habe keine Lust, mir Orte anzusehen, an denen ich und andere junge Po- len ausgebeutet und verfolgt wurden. Wie stellt ihr euch das vor? Ihr habt uns zur Zwangsarbeit deportiert, die wir unter dramatischen Umständen leisten mussten, und dann denkt ihr, ich hätte Lust, an diese Orte zurückzukehren, um sie mir noch mal anzusehen? Ihr habt euren Wohlstand dank der Ausbeu- tung von Polen unterschiedlichen Alters [erlangt], und im Tausch schlagt ihr irgendeine dumme Reise vor? Zdzisław Romiński (geb. 1925) aus Polen, Brief, Mai 2011. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Der Brief von Zdzisław Romiński war einer der wenigen ablehnenden Briefe, die der Freundeskreis erhielt. Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die keinen Kontakt mit Deutschland wünschten, antwor- teten vermutlich erst gar nicht auf den Brief aus Hamburg.

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