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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter - Zwangsarbeit in Hamburg - Verantwortliche, Strukturen, Schicksale

17 Friederike Littmann AusländischeZwangsarbeiterinnenund ZwangsarbeiterinderHamburgerKriegswirtschaft 1939 – 1945 Als der Krieg im Mai 1945 durch die deutsche Kapitulation zu Ende ge- gangen war, warteten Millionen ausländischer Männer, Frauen und Kinder darauf, in ihre Heimatländer zurückkehren zu können. Sie waren in der überwältigenden Mehrheit gegen ihren Willen zur Arbeit im Deutschen Reich gezwungen worden. Nach Angaben der Hamburger Gestapo, die für jede in der Hansestadt ankommende ausländische Person eine Karteikarte erstellt hatte, sollen rund 500 000 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Hamburg ›durchgelaufen‹ sein. Diese zynische Wortwahl trifft die Situa- tion des Einsatzes und der Verteilung dieser Arbeitskräfte recht genau: Sie kamen nach Hamburg (in hoher Zahl ab 1942), wurden auf Arbeitsstätten verteilt, teilweise auch angelernt, wieder abgezogen, weil an anderen Stel- len des Reiches stärkerer Bedarf herrschte, bestimmte Unternehmen auf die Verteilung größeren Einfluss hatten oder die Bedarfe an Kriegsmaterial sich änderten. Zumindest ein Teil der Arbeitskräfte wurde vor Bombenangriffen aus der jeweiligen Angriffszone in eine andere Region transportiert oder sie wurden als Trümmerräum- und Wiederaufbaukommandos aus weniger zerstörten in stärker zerstörte Städte gebracht. Diese ständigen ›Verschie- bungen‹ von zivilen ausländischen Arbeitskräften und auch Kriegsgefange- nen prägten deren Situation während der letzten Kriegsjahre.1 Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren in weit mehr als 1000 Lagern untergebracht, verteilt über das ganze Hamburger Stadtgebiet. Sie lebten unter Bewachung, oft genug in mit Stacheldraht umzäunten Ba- racken. Viele gingen in bewachten Trupps für alle sichtbar auf Hamburgs Straßen zu ihren Arbeitsorten und Betrieben, im Regelfall ausgeschlossen von der Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Unter elenden Lebens- bedingungen, geprägt von Ausbeutung, Rechtlosigkeit, Unterdrückung und Nichtachtung, hielten sie die Kriegsproduktion aufrecht. Ohne sie wäre in der stark zerstörten Stadt die gesamte Infrastruktur zusammengebrochen. Obwohl es leicht möglich gewesen wäre, wollte sich nach Kriegsende und 1 Dieser Beitrag bezieht sich insgesamt auf die Forschungsergebnisse zum Thema, veröffent- licht in: Friederike Littmann, Ausländische Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft 1939 – 1945, Hamburg 2006. Dort sind alle Angaben detailliert quellenmäßig belegt, so dass in die- sem Zusammenhang auf ausführliche Fußnoten verzichtet wird. Zum Abschnitt »Hamburger Ge- stapo«, s. dort, S. 542–553.

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