106 Semjon Iwanowitsch Maksimow aus Lettland, geboren am 23. April 1923 »DannverschlechtertesichderUmgang mitderrussischenBevölkerung.« Die Familie Maksimow gehörte der russischsprachigen Bevölkerungs- gruppe in der im Südosten Lettlands gelegenen Region Lettgallen an. Vor dem Krieg gab es kaum Spannungen zwischen den Volksgruppen. Das än- derte sich 1939 mit der sowjetischen Besetzung Lettlands. Als dann 1941 die Deutschen in Lettland einmarschierten und die Rote Armee vertrieben, ko- operierten viele national eingestellte Letten mit den als Befreier angesehe- nen deutschen Besatzern. Der russischsprachigen Bevölkerung wurde mit Misstrauen begegnet. Semjon Iwanowitsch Maksimow wurde 1942 zur Zwangsarbeit nach Hamburg verschleppt. Er arbeitete im Hamburger Hafen beim Be- und Entladen von Schiffen. Zunächst trugen die lettischen Zwangsarbeiter das »OST«-Zeichen; 1943 durften sie es ablegen und sie konnten sich freier be- wegen. Im Dezember 1944 wurden Semjon Iwanowitsch und zwei Freunde von einem polnischen Spitzel verraten, als sie sich auf dem Schwarzmarkt Kleidung besorgen wollten. Nach einer kurzen Zeit im Untersuchungs- gefängnis Holstenglacis folgten die Einlieferung in das KZ Neuengamme und die Überstellung in das Außenlager Wöbbelin bei Ludwigslust. Dort wurde Semjon Iwanowitsch am 2. Mai 1945 von US-amerikanischen Trup- pen befreit. Aus seinem ersten Brief im Jahr 2004 ging hervor, dass Semjon Iwano- witsch noch keine Bescheinigung über seine Haft im Konzentrationslager Semjon Iwanowitsch Maksimow in Hamburg, April 2010. Foto: Katharina Hertz-Eichenrode Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, F 2011-0718