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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

103 Als sie die Einladung erhielt, im März 2002 Hamburg zu besuchen, sagte Aleksandra Paramonowna sofort zu und äußerte ihren Wunsch zu erfah- ren, was aus dem kleinen Mädchen, das sie während des Bombenangriffs gerettet hatte, geworden war. Die Frau konnte ausfindig gemacht und ein Treffen arrangiert werden. Aleksandra Paramonowna Waitkus über ihre Verschleppung nach Deutschland: In der Früh, wir wachten auf, da kamen zu uns die ersten deutschen Solda- ten auf den Motorrädern angefahren. In unserem Dorf rührten die deutschen Soldaten keinen einzigen an, niemand wurde umgebracht – nichts gemacht. Sie fuhren weiter. Auf einmal wurde es bei uns leer: keine russischen, keine deutschen Soldaten da. So lebten wir weiter. Wir führten unser Bauernleben weiter. Zur Schule gehen konnten wir natürlich nicht mehr, wir arbeiteten auf dem Acker. Die deutschen Truppen kamen im Frühjahr 1942 wieder zu uns. Und im Jahr 1942, […] im Monat November haben unser Dorfpolizist, ein Bauer von uns, und der Dorfälteste, erklärt, dass alle Jugendlichen nach Deutschland fahren müs- sen. Es wurden Listen mit allen Jugendlichen zu- sammengestellt […] Alle Jugendlichen vom Jahr- gang 1920 bis 1926 – all die kamen in die Liste. […] Man holte gezielt nur die jungen Menschen ab [für die Arbeit] in den Fabriken, in den Werken, in der Lebensmittelproduktion [in Deutschland]. Das ist in der Hochallee, auf dem Balkon. Ich zog die Bluse von der Hausherrin an und ihre Hose. Die Elsa hatte dieses Foto auch. Wir haben uns fo- tografiert. Sie fotografierte mich, ich fotografierte sie. Wir fanden es interessant. Ich hatte noch nie gesehen, dass Frauen Hosen an hatten. Ich zog die Hosen von der Hausherrin an und legte sie dann später wieder zurück. Interview, 21. März 2002. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.3.2 Aleksandra Paramonowna Roditschkina auf dem ­Balkon der Familie, bei der sie arbeitete. Hamburg, 1943.

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