Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

61 Aber als ich nach Hause kam, konnten nicht alle meine Träume erfüllt werden. Bürger, die in der Kriegszeit nach Deutschland verschleppt wurden, waren noch viele Jahre nach dem Krieg verdächtig und ihre Möglichkeiten, etwas zu machen, waren begrenzt. Ich durfte z. B. meine Ausbildung an der Fachhochschule für Medizin nicht weiter verfol- gen. So erfüllte sich mein Traum, Ärztin zu wer- den, nicht. Tamara Iwanowna Nassonowa (geb. 1921) aus Russland, Brief (russisches Original und Übersetzung), Juni 2002. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Nachdem wir durch alliierte Truppen an die sowjetische Armee übergeben worden waren, wurde ich im Mai 1945 eingezogen. Nach der Entlassung kehrte ich 1948 an meinen Geburtsort (in der Ukraine) zurück. Anderthalb Monate später wurde ich verhaftet und aufgrund des Paragraphen 56 (Landesverrat) wegen Aufenthaltes in Deutschland und wegen Einsatzes in der Rüstungsfa- brik Krümmel [bei Geesthacht] zu zehn Jahren Lager mit strengem Regime verurteilt. Die Haftfrist von zehn Jahren habe ich vollständig abgesessen. Waleri Fjodorowitsch Fessjuk (geb. 1925) aus der Ukraine, Brief, November 2001. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.1.1 Viele wussten nicht, dass […] ich in Deutschland gewesen bin. […] Die einzi- gen nahen Freunde waren die, mit denen ich zusammen im Lager war. Wir ha- ben nichts voreinander verheimlicht. […] Ansonsten haben wir nirgendwo da- rüber gesprochen. Sogar meine Frau hat lange nichts von meinem Aufenthalt in Deutschland gewusst. Irgendwie dachte ich, wozu, wozu soll sie das wissen. Gennadi Andrejewitsch Martschenko (geb. 1926) aus der Ukraine, Interview, 8. Oktober 2001. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, HH 3.5.7.3.2 Meine Mutter und mein Vater haben nie darüber gesprochen, dass mein Va- ter während des Krieges in Deutschland war. […] Erst im Jahr 1992, ich war 32 Jahre alt, kam ich im Urlaub nach Hause und Vater hat mir einen […] Zeitungsartikel gegeben. Dort wurde darüber geschrieben, dass eine Stiftung für ehemalige Zwangsarbeiter in Deutschland eröffnet wird. Ich war erstaunt. Die ganzen Jahre hatte er geschwiegen. […] Über Menschen wie meinen Va- ter wurde gesagt, dass sie Volksfeinde seien. Alle, die nach Deutschland ver- schleppt worden sind, zählten als Verräter. Aus diesem Grund haben meine Eltern geschwiegen. Und es gab noch ein schreckliches Geheimnis: Nach der Befreiung kam Vater in ein [sowjetisches] Lager. Gott, wie konnte man so was überhaupt überleben! Galina Nowochatko aus der Ukraine, Tochter des ehemaligen Zwangsarbeiters Pawel Stepanowitsch Babenko, Brief, November 2002. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuen- gamme, HH 3.5.7.1.1

Seitenübersicht