14 heutigen Handlungsmaximen gleichsam ›von selbst‹; das Nachdenken über die eigene Verantwortung auch für die lange zurückliegenden Verbrechen ist ein folgerichtiger Schritt. Hier kann die Ausstellung von der Vergangenheit in die Gegenwart füh- ren und durch gezielte Recherchen zu vertieften Sach- und Werturteilen der Lernenden in der Schule und außerhalb führen. Entscheidend für eine wirksame Pädagogik sind dabei die Nutzung der aktuellen Medien, ohne dass Diskussionsmöglichkeiten und die Breite von Argumentationen ver- wässert würden – zugunsten einer scheinbar erstrebenswerten schnellen Meinungsbildung parallel zur Geschwindigkeit der Informationsbeschaf- fung. Vielmehr geht es darum, auch bei der Beschäftigung mit Zwangsar- beit in der heutigen Welt das Erleben der Einzelnen in den Mittelpunkt zu stellen – mit einem Blick auf notwendige Veränderungen! Nichts kann die Begegnung mit Menschen, die zu Zeitzeugen geworden sind, ersetzten. Das fällt nach fast 70 Jahren bei diesem Thema schwer, aber wann immer direkte Begegnungen mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und ihren Nachkommen noch möglich sind, sollten die Chancen genutzt werden, und so viel in ›Wort und Bild‹ festgehalten werden, wie möglich ist! Dazu hat das Besuchsprogramm des Hamburger Senats wertvolle Beiträge geleistet, indem es Begegnungen von Jugendli- chen mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern ermög- licht und viele Informationen auch für die Zukunft festgehalten hat. Als ein Beispiel sei ein Begegnungsprojekt in Hamburg aus dem Jahre 2013 benannt: Dabei traf eine der letzten Gruppen im Rahmen des Be- suchsprogramms mit deutschen und polnischen Jugendlichen in Hamburg zusammen. Die Jugendlichen waren aus zwei Partnerschulen im Rahmen eines Erinnerungsprojektes geworben worden (Stadtteilschule Barmbek und Polytechnische Oberschule in Gdynia). Sie führten die Gruppe der Besucherinnen und Besucher, bei denen es sich ausschließlich um Kinder von Zwangsarbeitenden handelte, die entweder mit ihren Eltern nach Ham- burg deportiert worden oder hier geboren worden waren, an Orte, die mit der Zwangsarbeit ihrer Eltern oder ihrer eigenen Geburt in Hamburg in Verbindung standen.3 Durch die Einbindung von Jugendlichen aus einem der Staaten, aus dem die Opfer stammten – Polen – und Hamburger Ju- gendlichen (z. T. mit Migrationshintergrund) wurden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede der Herangehensweise in beiden Ländern an das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus für die Jugendlichen deutlich. Jugendbegegnungen sind damit auch in Zukunft ein höchst geeignetes Mit- tel der Aufarbeitung und der Annahme einer Erinnerungskultur. Wirksame pädagogische Maßnahmen bedürfen aber ergänzend neben 3 Der dazu im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung und der Motte e. V. gedrehte Film »Erinnerung schenken« in deutscher Sprache mit polnischen Untertiteln ist ab Mitte 2014 im Informationsladen der Landeszentrale für politische Bildung (Dammtorstraße 14, 20354 Hamburg) verfügbar.