75 Pawel Wassiljewitsch Pawlenko beklagte die späte Initiative zur Zahlung einer Entschädigung an ehemalige Zwangsarbeitskräfte: Bei uns wird oft in Zeitungen berichtet, im Fernsehen gezeigt und im Rund- funk übertragen, dass an ehemalige KZ-Häftlinge und Ostarbeiter, die wäh- rend des Zweiten Weltkrieges zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden, Entschädigungen ausgezahlt werden. Da haben Sie es sich aber lange überlegt. Es sind bereits fast 60 Jahre vergangen, aber wir warten immer noch. Die Inhaber von jenen Werken und Fabriken, die mit unseren Händen aufge- baut wurden und nun ihren Enkeln viel Gewinn einbringen, sind schon ver- storben. Aber wir warten immer noch. Allerdings sind viele schon nicht mehr da, sie haben die Wiedergutmachung nicht erlebt, sind gestorben. […] Noch ein paar Jahre, und es bleibt keiner mehr übrig, an den man die Entschädi- gung auszahlen könnte. Wird das möglicherweise absichtlich gemacht? Brief, November 2000. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 36-550.3/6 Pawel Wassiljewitsch Pawlenko wunderte sich über die zögerliche Beteiligung deutscher Unternehmen am Entschädigungsfonds: Es sind schon sechs Wochen vergangen, seit ich Ihre gastfreundliche Stadt ver- lassen habe. […] Zu Hause angekommen, habe ich mit vielen unserer alten, früheren KZ-Gefangenen und Ostarbeiter gesprochen; ich erzählte ihnen, wie die einfachen Deutschen zu den Problemen bei den Kompensationszahlungen für die ehemaligen Zwangsarbeiter stehen. Von den Schülern angefangen bis zu den Pensionären begegnete ich nicht einem Deutschen, der nicht gewollt hätte, dass uns diese Kompensation so schnell wie möglich gezahlt wird. Nur eines ist schlecht: Noch immer gibt es kein Geld. […] Bei dem Treffen mit den Unternehmern Ihrer Stadt im [Rathaus] war ich dann erstaunt, dass so viele Leute noch kein Geld an die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zu- kunft« gezahlt hatten. Offensichtlich ängstigt sie die Unbestimmtheit, wohin, wem, wofür Geld zahlen, oder ob dann womöglich [noch] eine zweite Zahlung auf sie zukäme. Brief an die damalige Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Dorothee Stapelfeldt, April 2001. Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 36-550.3/6