43 lernt hatten, schrieb Iwan Trifonowitsch im November 2002 an seine »lie- ben Freunde aus Hamburg«: »Ich beeile mich, Euch zu informieren, dass ich gut Zuhause angekommen bin. […] Ich schicke Euch einen Gruß vol- ler Sehnsucht […]. Ich werde hier von allen nach meinen Eindrücken von der Reise gefragt. Ich antworte gerne, […] erzähle über die Stadt und ihre Schönheit, über die Menschen, über das Rathaus und den Hafen, über die Schiffe und alle Ausflüge.« Im Januar 2003 berichtete er: »Gestern hörten wir im Radio, dass in Deutschland Unwetter war und dass die Elbe Hochwasser hat. Ich habe so- fort an Euch in Hamburg gedacht. Ich mache mir Sorgen um Euch. – Ich kann Euch nichts Schönes über mich sagen. Meine Frau ist fast blind, man operierte sie vier Mal in Lugansk. Die ganze miserable Rente wird dafür ausgegeben, weil nichts umsonst und alles teuer ist. Aber wir sind wider- standsfähige Leute, wir sind an Hunger und Kälte gewöhnt. […] Wir hoffen auf den zweiten Teil der Entschädigung, dass ein wenig Geld für die Be- erdigung da ist.« Jeder Brief endete mit der Hoffnung, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben würden. Der lapidare, nicht larmoyante Stil der Briefe von Iwan Trifonowitsch berührte alle, die sie in Hamburg lasen. Freude und Leid, Hoffnung und Resignation sprachen aus seinen Worten und ließen uns an seinem Leben teilhaben. Das Warten auf die Entschädigung kehrte als Thema in den Briefen immer wieder, zumal die Familie das Geld dringend benötigte. Im August 2003 fragte Iwan Trifonowitsch: »Woran liegt es, dass so lange nichts mehr von der Auszahlung der zweiten Entschädigungsrate zu hören ist? Wenn Sie schon immer so gutherzig zu mir gewesen sind, dann schreiben Sie mir ein paar Worte über diese Angelegenheit.« Iwan Trifonowitsch Schuromski und Katharina Hertz-Eichenrode im Gespräch, Oktober 2002. Foto: Alexander Gnezdilov Archiv KZ-Gedenkstätte Neuen- gamme, HH 3.5.7.4.2