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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

13 Strafbewehrung und Strafverfahren im Rechtsstaat oder Verantwortungs- übernahme durch die Täterinnen und Täter nationalsozialistischer Gräuel. Dabei standen vielfach Fragen (oder vorgeschobene Probleme) der Zure- chenbarkeit von Taten, der Umstände von Taten im Kriege oder in kriegs- ähnlichen Zuständen, in sogenannten ›Befehlsnotständen‹ oder aus eigener Verantwortung im Vordergrund. Inwieweit diese die Transformation von Staat und Gesellschaft aus der Diktatur in die Demokratie begleiteten, über- lagerten oder gar behinderten, muss auch heute noch diskutiert werden. Diese Diskussionen, altersgerecht geführt, verfehlen auch nicht ihre Wirk- samkeit bei jungen Menschen und Schülerinnen und Schülern. Allein die Geschichte der strafrechtlichen Verfolgung der nationalsozia- listischen Verbrechen eröffnet zentrale Einblicke in Abwehrhaltungen und Verdrängen einerseits, in Initiativen und Aufdeckungsbestrebungen ande- rerseits. Gleichsam in der ›Nahaufnahme‹ wird so deutlich, dass in der jun- gen Bundesrepublik die Aufdeckung der Verbrechen und die Verfolgung der Täter nur sehr langsam und schrittweise im Konsens erfolgen konn- ten. In Ablehnung von Verantwortung aus weiten Teilen von Gesellschaft, aber auch von Seiten der Politik der jungen Bundesrepublik, wurden selbst hoch angesehene Persönlichkeiten wie Fritz Bauer scharf kritisiert. Dieser verfolgte als hessischer Generalstaatsanwalt mit den Auschwitz-Prozessen einen pädagogischen Ansatz von Strafverfolgung als Lebens- und Lehrbei- spiel für die junge Demokratie und ihre nachwachsenden Bürgerinnen und Bürger. In Teilen der Gesellschaft wurde Fritz Bauer geradezu geächtet. Sein Konzept blieb jahrzehntelang umstritten. Auch der 1962 in Jerusalem stattfindende Eichmann-Prozess fand in die- sem Zusammenhang eine kritische Bewertung in manchen – und nicht den kleinsten – Teilen der deutschen Gesellschaft; und er förderte eine durch- aus hektische Aktivität von Regierung und Nachrichtendiensten der noch ­jungen Bundesrepublik, um die Verstrickung von Mitgliedern der politi- schen Eliten der Republik – und damit auch die individuellen Verantwor- tungen für Ausgrenzungen, Deportationen, Zwangsarbeit und den Holo- caust – zu leugnen. Diese Beispiele und vieles mehr sind mittlerweile selbst Teil der Ge- schichte und damit eine Grundlage für den politischen und historischen Unterricht und entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen. Wenn wir junge Menschen erreichen wollen, öffnet der Themenkreis Zwangsarbeit einen ganz besonderen Zugang. Zwangsarbeit ist zwar in der Bundesrepu- blik im legalen Wirtschaftsleben kein aktuelles Thema. Sie ist in unserer heutigen Welt jedoch höchst präsent – mit erschreckenden Zahlen: Laut der Internationalen Arbeitsagentur ILO müssen derzeit 21 Millionen Menschen aller Altersstufen Zwangsarbeit leisten.2 Damit stellt sich die Frage nach 2 Jan Dirk Herbermann/Carsten Brönstrup: Wenn der Mensch zur Ware wird, in: Der Tagesspie- gel, 20.5.2014 (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ilo-studie-zu-zwangsarbeit-wenn-der-mensch- zur-ware-wird/9917850.html, Zugriff: 31.5.2014).

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