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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

42 zember 1926 im Osten der Ukraine, im Gebiet Luhansk (damals Woro- schilowgrad) geboren. Im November 1942 wurde er, knapp 16-jährig, nach Hamburg verschleppt. Er musste für eine Filiale der Motorenfabrik Hans Still in Hamburg-Boberg arbeiten. Nach den schweren Bombenangriffen im Sommer 1943 wurden die Zwangsarbeiter auch zum Trümmerräumen he- rangezogen. Anfang Mai 1945 wurde er von den britischen Truppen befreit und kurze Zeit im DP-Lager im ehemaligen Konzentrationslager Neuen- gamme untergebracht, bevor er sowjetischen Einheiten übergeben wurde. Diese deportierten Iwan Trifonowitsch in ein Arbeitslager in der Nähe von Murmansk, wo er für drei Jahre zur Arbeit in einem Baukommando ver- pflichtet wurde. »Diese Zeit war die schrecklichste Zeit meines Lebens«, schrieb er im ersten Brief im Oktober 2001. Kurz ging Iwan Trifonowitsch auf seine aktuellen Lebensumstände ein: »Heutzutage leben wir arm. In der Stadt gibt es keine Arbeit. Bergarbeiter sind arbeitslos. Unsere Rente ist miserabel. Meine zwei Söhne suchen ei- nen Job. Man versucht, Arbeit in Russland zu bekommen.« Gleich der erste Brief endete wie noch viele folgende mit einem Nachsatz, geschrieben am nächsten Tag: »Guten Morgen, entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so früh störe. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, und darüber nachgedacht, was ich noch nicht geschrieben habe.« Nachfragen unsererseits zu seiner Zeit der Zwangsarbeit in Hamburg beantwortete Iwan Trifonowitsch stets gewissenhaft. »Was mein Foto an- geht, es steht das Datum 1944 darauf. Damals ließ man uns zwei Mal im Monat mit Passierscheinen aus dem Lager. Und da haben wir uns fotogra- fieren lassen. Die Aufnahmen haben wir natürlich mit barem Geld bezahlt.« Kurz erwähnte er das Thema, das alle ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu dieser Zeit sehr beschäftigte: die Entschädigung. »Es wurde in den Massenmedien angekündigt, man werde schon bald die Aus- zahlung der zweiten Entschädigungsrate durchführen lassen. […] Wann sie stattfinden wird, das weiß keiner […]. Also, das Ganze lässt sich nicht be- schreiben. Zwei Söhne mit Familien suchen nach Arbeit im Ausland und brauchen Hilfe. Wie aber kann ich ihnen helfen?« Und zum Schluss ein Hinweis darauf, wie mühselig das Versenden von Briefen in der Ukraine war: »Ich beende diesen Brief und gehe gleich zur Post, das ist nicht weit, zwei bis drei Kilometer, nicht mehr.« Wenig später schickte Iwan Trifonowitsch uns eine Bescheinigung des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes und fragte um Rat, was er damit machen solle. Obwohl er sich das Dokument ins Russische hatte übersetzen lassen, war ihm die Bedeutung nicht klar. In der Bescheinigung wurde bestätigt, dass Iwan Trifonowitsch von November 1942 an in Ham- burg sozialversichert gewesen war. Somit war sie der Beleg, dass er in Ham- burg gearbeitet hatte und wir rieten ihm dringend, dieses Schreiben zu sei- nem Antrag auf Entschädigung nachzureichen. Nachdem wir uns im Oktober 2002 in Hamburg persönlich kennenge-

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