Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

45 ten wir uns darauf, Iwan Trifonowitsch in dieser unsicheren Situation alles Gute zu wünschen und unsere allgemeine Hoffnung auszudrücken, dass sich für die Ukraine alles zum Besten wenden würde. Auch die Tage in Hamburg im Jahr 2002 waren in Iwan Trifonowitschs Erinnerung noch lebendig: »Ich bereue es immer noch, dass ich keinen Beutel mit unserer Erde mitgenommen habe [nach Hamburg], ich hätte sie auf dem internationalen Friedhof [in Ohlsdorf] verstreut, so ist unser Brauch. Mögen mir bitte die Verstorbenen und Ermordeten verzeihen, und möge Mütterchen Erde – sie ist für alle da – alle gut bedecken und ruhen lassen.« Eine ungewohnt deprimierte Stimmung vermittelte ein Brief im April 2005, ohne dass Iwan Trifonowitsch dafür einen besonderen Grund angab. »Liebe Frau Katharina, ich danke Dir für Deine Sorgen, ich denke, […] es wird Zeit zu sterben. Ich glaube, wir werden nicht mehr so oft einander schreiben. Alles ist besprochen und geklärt. An diesem frühen Morgen, es ist 4 Uhr 30, schreibe ich diese Zeilen, um Ihnen zu danken und Auf Wie- dersehen zu sagen.« Im August des gleichen Jahres schien Iwan Trifonowitsch nicht mehr ganz so niedergeschlagen, auch wenn er angesichts der Lage in der Ukraine nicht unbedingt optimistisch war: »Bei uns ist es unruhig. […] Nur Gott weiß, was weiter passieren wird. Unsere Regierung verspricht sehr viel und macht etwas ganz Anderes. Die Ukraine wird geplündert. In diesem Jahr haben wir gute Ernte: Johannisbeeren, Stachelbeeren, Aprikosen, Birnen, Äpfel. Viel blieb an den Bäumen und Sträuchern: Die Zuckerpreise sind gestiegen, die Menschen können deshalb all das nicht verarbeiten. Die Le- bensmittel sind auch sehr teuer geworden. […] Wir leben und sparen über- all. […] Ich werde Ihnen wahrscheinlich nicht mehr so oft schreiben, es kostet vier Griwna.« Im April 2007 bedankte sich Iwan Trifonowitsch für eine kleine finan­ zielle Unterstützung, die der Freundeskreis ihm aus Spendengeldern ge- schickt hatte: »Ich war zutiefst gerührt, als ich den Brief geöffnet hatte. Freudentränen stiegen auf, sie laufen auch jetzt noch aus meinen Augen. […] Jetzt werde ich mehr Medikamente gegen Herzinsuffizienz einnehmen. Dank Ihrer finanziellen Hilfe kann ich mir auch was Besseres leisten.« Mit fortschreitendem Alter hatte Iwan Trifonowitsch zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Aber nach wie vor freute er sich darüber, dass wir ihm schrieben: »Ich bin sehr froh, dass Sie mich nicht ver- gessen.« Wir wiederum freuten uns, dass unsere Briefe Iwan Trifonowitsch aufmunterten und erfüllten gerne seinen Wunsch, ihm weiterhin zu schrei- ben. Mittlerweile über 80-jährig, wurden die Briefe von Iwan Trifonowitsch kürzer; trotzdem bedankte er sich für die zugeschickten Ansichtskarten von Hamburg – »die werde ich meinen Nachbarn zeigen« – und Tabletten – »Ich lebe zurzeit nur von Medikamenten. Die Tabletten, die Sie mir ge- schickt hatten, waren gut.« Und er machte sich Gedanken über die Zukunft:

Seitenübersicht