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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

23 Kontrolle und Überwachung von polnischen und sowjetischen Arbeitskräf- ten, unterschied strikt zwischen Arbeiterinnen und Arbeitern »germani- schen Ursprungs« und den übrigen Ausländerinnen und Ausländern. Wie Reichsstatthalter Kaufmann hielt auch die Gestapo die Unterbringung in Gemeinschaftslagern grundsätzlich für das Beste, konnte sich für Arbeits- kräfte »germanischen Ursprungs« aber auch die Unterbringung in Privat- quartieren vorstellen. So war es bis Anfang 1941 durchaus üblich, dass aus- ländische Arbeitskräfte aus Nord- und Westeuropa in Hotels, Pensionen oder Privatunterkünften wohnten. Bei den anderen Nationalitäten hinge- gen sprachen nach Auffassung der Gestapo »rassische Gründe« für Sam- melquartiere.9 Allerdings hatte sich Kaufmann zu diesem Zeitpunkt schon eindeutig auf die Unterbringung aller Ausländerinnen und Ausländer in Gemeinschaftslagern festgelegt, und bereits im Mai 1941 waren die in Ham- burg arbeitenden ausländischen Arbeitskräfte beinahe vollständig in Lagern untergebracht. Innerhalb kürzester Zeit waren von einer Unterabteilung der Hamburger Bauverwaltung Sammellager in Sälen von Gastwirtschaf- ten, Kinos, Versammlungsstätten eingerichtet und vor allem Barackenla- ger gebaut worden, die teils von der Deutschen Arbeitsfront (DAF), teils von privatwirtschaftlichen und öffentlichen Unternehmen kontrolliert und bewirtschaftet wurden. Größere Betriebe errichteten Lager in nicht mehr gebrauchten Werkstatträumen oder stellten Baracken auf ihrem Firmenge- lände auf, kleinere Firmen brachten die bei ihnen beschäftigten Zwangsar- beitskräfte in gemeinschaftlich mit anderen Firmen genutzten Lagern unter. Bereits im August 1942 sprach die DAF-Hamburg von 228 Ausländerla- gern mit 25 000 Insassen, 55 Lagern für zivile russische Arbeitskräfte und 117 Lagern für Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationalität. Allgemein seien 40 000 Ausländerinnen und Ausländer im Einsatz. Bis Kriegsende sollten es weit mehr als 1000 Lagerstandorte werden.10 In Größe und Be- legungszahlen unterschieden sie sich abhängig von ihrem Standort. Es gab Lager für zivile ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene, die am Stadtrand oder abseits im Hafengelände lagen, wie das Lager Am Funkturm oder die Auswandererhallen im Stadtteil Veddel, mit Belegungszahlen von weit über tausend Menschen; es gab Firmen- und Gemeinschaftslager für mehrere hundert Männer und Frauen wie auch kleinere Lager mit bis zu hundert Menschen. Um Kontakt mit der deutschen Bevölkerung zu ver- meiden, waren die Lager meist mit Mauern oder Zäunen umgeben, am Ein- gang durch Wachpersonal gesichert und organisatorisch einem Lagerleiter als Aufsicht unterstellt. Männer- und Frauenlager wurden, wenn sie eng beieinander lagen, durch Zäune und Sichtschutz kategorisch getrennt, um Kontakte zu verhin- dern. Während sich zivile Arbeitskräfte aus Nord- und Westeuropa weit­ 9 Littmann: Zwangsarbeiter (Anm. 1), S. 135. 10 Ebd., S. 316.

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