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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter

26 Angesichts des Kriegsverlaufs wuchs allerdings nicht nur der Bedarf an ausländischen Zwangsarbeitskräften, sondern in Militär, Wirtschaft und Verwaltung begann man auch zu ahnen, dass der Krieg länger als zunächst erwartet dauern würde. Während bisher von einem scheinbar unaufhörli- chen Eintreffen von Arbeitskräften aus dem Ausland ausgegangen worden war und ein Nachdenken über ihre Gesundheit und den Erhalt ihrer Ar- beitskraft nicht sonderlich wichtig erschien, setzte nun ein Umdenken ein. Dies verdeutlicht ein Bericht des Präses der Industrie- und Handelskam- mer Hamburg. Er teilte der Plenarversammlung der Kammer im Februar 1942 aus einem Gespräch mit Gauleiter Karl Kaufmann mit, im Gegensatz zum vorangegangenen Sommer stehe man heute auf dem Standpunkt, die russischen Arbeitskräfte zum Vorteil der deutschen Wirtschaft möglichst pfleglich zu behandeln.13 Aufgrund mangelhafter Ernährung und Unterbringung waren die überwiegend gesund aus dem Osten gekommenen Menschen schon bald erschöpft und wurden krank. Hamburger Lagerführer beanstandeten, der Grund für das Absinken der »effektiven Leistung der Russen von teilweise 90 Prozent auf 30 bis 35 Prozent« liege in der »Mangelhaftigkeit der Rus- senverpflegung«. Die Lagerführer wurden darauf hingewiesen, bei Anlie- ferungen von Lebensmitteln, ganz besonders bei Fleisch, Brot, Kartoffeln und Gemüse, das Gewicht der Waren zu prüfen, denn einzelne Lieferanten hatten ihre Gewinne durch grobe Gewichtsungenauigkeiten zu verbessern gewusst. Im Oktober 1942 waren von den rund 11 000 in Hamburg arbeiten- den sowjetischen und polnischen Kräften, unter ihnen 7240 Männer und 3625 Frauen, 79 Prozent in der Rüstungswirtschaft, 15 Prozent im Bereich Verkehr und sonstige Arbeiten und 6 Prozent in der Landwirtschaft be- schäftigt. Die Hamburger Industrie- und Handelskammer nahm für sich in An- spruch, bei der Zuweisung von Ostarbeiterinnen und Ostarbeitern eine be- sondere Funktion gehabt zu haben. »Ein besonderes Tätigkeitsfeld erschloss sich der Kammer hinsichtlich der Zuweisung von Ostarbeitern für die Hamburger industriellen Betriebe. Sowie die Frage des Einsatzes von Ostarbeitern in der heimischen Indus- trie akut wurde, hat die Kammer sich eingehend an den Vorarbeiten be- teiligt und konnte von vornherein wertvolle Erfahrungen hinsichtlich der Unterbringung, Ernährung und Anleitung der Ostarbeiter sammeln. Durch regelmäßige Hinweise an die Betriebsführungen und in guter Zusammen- arbeit mit dem Arbeitsamt, den Rüstungskommandos und der Geheimen Staatspolizei ist es gelungen, die zugewiesenen Ostarbeiter richtig einzu- setzen, so dass sie bis heute einen nicht zu unterschätzenden Faktor in der Produktion darstellen.« 14 13 Bericht de la Camps auf der Plenarversammlung der IHK am 6.2.1942, Staatsarchiv Hamburg, B & V 1410 Bd. 2. 14 Staatsarchiv Hamburg, HAPAG 1354.

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