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Katalog Ausstellung Zwangsarbeiter - Zur Einführung: Wie können wir heute der Zwangsarbeit gedenken?

11 Sabine Bamberger-Stemmann Helge Schröder ZurEinführung:Wiekönnenwirheute derZwangsarbeitgedenken? In unmittelbarer Nähe des Hamburger Flughafens wurde 1943 ein Lager für 144 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter errichtet. Es bestand aus zwei Wohnbaracken, einer Sanitärbaracke sowie einer Baracke, in der der Lagerleiter, Hilfskräfte und Werkzeuge untergebracht waren. 1998 sollten die noch erhalten gebliebenen Teile des Lagers im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Flughafen-S-Bahn abgerissen werden. Dank der Initiative der Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V. und großer öffent- licher Unterstützung konnten die Baracken jedoch vor der Zerstörung ge- rettet werden. In der ehemaligen Wohnbaracke befinden sich seither zwei Ausstellungen zum Thema Zwangsarbeit. Im April 2011 wurde eine weitere Ausstellung eröffnet, die den Leidensweg der polnischen Jüdin Matla Ro- zenberg durch mehrere Arbeitslager und KZ eindrucksvoll dokumentiert. 2013 gab die Willi-Bredel-Gesellschaft die Erstellung von Unterrichtsmate- rialien in Auftrag. Diese wurden von einer 10. Klasse des Hamburger Al- bert-Schweitzer-Gymnasiums vor Ort getestet und sollen Ende 2014 unter dem Titel »Das vergessene Lager. Unterrichtsmaterialien zur Geschichte der Zwangsarbeiterbaracken in Hamburg-Fuhlsbüttel« erscheinen. Geschichts- und Erinnerungskultur wird zwar immer wieder abstrakt- theoretisch gefordert, ist aber etwas sehr Konkretes, wie sich insbesondere vor der eigenen Haustür zeigt: Das oben beschriebene Lager war in Ver- gessenheit geraten. Eine größere Baumaßnahme hätte nun – wie in vielen vergleichbaren Fällen nach 1945 – das Vergessen endgültig werden lassen. Doch durch die Initiative ehrenamtlich engagierter Bürgerinnen und Bür- ger wurde dieser Prozess gestoppt. Die Überreste des Lagers wurden geret- tet, restauriert und in einem mittlerweile fast zwanzigjährigen Prozess zum Ausstellungs- und Gedenkort transformiert, der mit der Erstellung von speziellen Materialien nun auch für den Unterricht konkreter erschlossen werden kann. Dieses kleine Beispiel eines Zwangsarbeitslagers in Hamburg-Fuhlsbüt- tel steht damit beispielhaft für die Geschichte und die Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangsarbeit in Hamburg. Selbst das ehemalige KZ Neu- engamme – und damit die gesellschaftliche Verantwortung für das Geden- ken und Erinnern an die nach Hamburg verschleppten und vielfach auch zur Zwangsarbeit gepressten Menschen aus den besetzten Gebieten Europas während des Nationalsozialismus – wurde jahrzehntelang aus dem öffent-

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