Forum 1: Kein Jugendlicher darf verloren gehen!
Die Moderatorin Kathrin Drehkopf begrüßte die Gäste im Forum „Kein Jugendlicher darf verloren gehen!“ und stellte eingangs den Widerspruch zwischen der äußerst positive Ausbildungssituation und der mangelnden Bewerbersituation dar: In Hamburg gebe es mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber. Dennoch erhalte nicht jeder Bewerber einen Ausbildungsplatz.
Hans-Martin Rump von der Agentur für Arbeit ging in seinem einleitenden Keynote-Vortrag auf die Gründe ein. Ein Mismatch würde unter anderem entstehen, weil sich Jugendliche in ihrer Berufswahl zu sehr auf bekannte und beliebte Ausbildungsberufe konzentrieren. Viele Jugendliche würden deshalb nach der Schule erst in einem Übergangssystem landen, statt direkt in Ausbildung. Hamburger Jugendliche, die es – beispielsweise aufgrund familiärer Probleme – schwerer haben einen Ausbildungsplatz zu finden, stünden zudem in hoher Konkurrenz zu gut ausgebildeten und motivierten Jugendlichen, die sich teilweise auch von außerhalb der Stadt Hamburg bewerben. Weiterhin würde der Arbeitsmarkt erste Anzeichen von Schwäche zeigen: Die Jugendarbeitslosigkeit steige bereits wieder. Jugendliche seien von der sich abzeichnenden schlechteren Wirtschaftslage besonders betroffen. Das liege auch an dem Umstand, dass Jugendliche häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt (siehe auch Keynote-Vortrag) keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Mit der neuen Jugendberufsagentur (JBA), die es seit September 2012 gebe, werde Jugendlichen unter 25 Jahren jetzt eine Anlaufstelle für alle Anliegen unter einem Dach geboten. Hier könne ihnen bei allen Fragen zu Ausbildung, Qualifizierung, Beschäftigung und Unterstützungsleistungen geholfen werden.
Welche Unterstützung beim Übergang in den Beruf geboten werden kann, stand auch im Mittelpunkt der Podiumsrunde, die sich aus Vertretern von Behörden, Institutionen und Unternehmen zusammensetzte.
Annette von Blanc von der ESF-geförderten Ausbildungsagentur „GOAL“ stellte ihr Projektangebot zur Förderung, Coaching und Vermittlung von Jugendlichen vor. Ebenso wie Uwe Rütz, Geschäftsführer vom Autohaus Rütz, bestätigte sie die genannten Probleme bei Jugendlichen. Uwe Rütz machte zudem deutlich, dass nicht immer die Papierlage sondern vor allem auch der persönliche Eindruck – beispielsweise Initiative, Teamfähigkeit und technisches Verständnis – eine wichtige Rolle spielen würden. Aber auch Unternehmen müssten mehr auf Jugendliche zugehen; sich um ihren Nachwuchs besser kümmern.
Mehmet Keskin vom ESF-geförderten Projekt „Hamburger Mediationsservice Ausbildung“ wies darauf hin, dass Jugendliche häufig völlig unrealistische Vorstellungen von ihrem Wunschausbildungsberuf haben. Es werde zum Beispiel vergessen, wie hart der Arbeitsalltag von Köchen sei, weil in den Medien ein völlig anderes Bild gezeigt werde. Mit seinem Projekt helfe er Jugendlichen und Ausbildern insbesondere bei Konfliktlösungen.
Julian Frohnecke, zuständiger Referatsleiter der BASFI für Fachkräftesicherung und Arbeitsmarktpolitik für besondere Zielgruppen, ging ebenfalls auf die neu eingerichtete Jugendberufsagentur als künftige Anlaufstelle für Jugendliche ein. Das System sei auf drei Ebenen tätig. In Schulen werde frühzeitig Berufsorientierung angeboten, es gebe eine Vernetzung aller relevanten Akteure in den regionalen Standorten der JBA. Auf Landesebene erfolge die Abstimmung gesetzlicher Regelsysteme.
Ferner werde die JBA durch das ESF-Projekt „AVDual“ ergänzt. Hamburger Jugendlichen, die besonderen Unterstützungsbedarf für den Übergang in die Ausbildung benötigen, werde durch die Kombination von Schule und praktischer Ausbildung im Betrieb eine duale Ausbildung ermöglicht.
Auch aufsuchende Beratung sei ein wichtiges Element der JBA. Mit dem ESF-Projekt „Come In“ werden Jugendliche direkt angesprochen und notfalls auch zu Hause aufgesucht.
Als abschließende Empfehlungen an die Jugendlichen werden frühzeitige Berufsorientierung, eine gute grundlegende Berufskenntnis und dementsprechend realistische Erwartungen, Interesse und Spaß am Berufsvorhaben, Eigeninitiative und Engagement bei der Aus- und Weiterbildung genannt.
Keynote Speaker: Hans-Martin Rump, Geschäftsführer Operativ, Bundesagentur für Arbeit
Moderatorin: Kathrin Drehkopf, Autorin und Redakteurin, NDR
Talkgäste: Annette von Blanc, Leiterin des ESF-Projektes „Ausbildungsagentur GOAL"Julian Frohnecke, Referatsleitung Fachkräftesicherung und besondere Zielgruppen, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und IntegrationMehmet Keskin, Leiter des ESF-Projektes „Hamburger Mediationsservice Ausbildung", ASMHans-Martin Rump, Geschäftsführer Operativ, Bundesagentur für Arbeit, Uwe Rütz, Geschäftsführer, Autohaus Rütz