VIELFALT Leben 06/2024

4 | JÖRG SOMMER ? Herr Sommer, warum ist politi- sche Partizipation generell so wichtig? Jörg Sommer: Wir merken alle, dass die Akzeptanz der Menschen, die wir wählen, damit sie für uns politische Entscheidun- gen treffen, seit Jahren kontinuierlich abnimmt. Das gilt für die Prozesse, aber auch die Ergebnisse. Das bekommen die Politikerinnen und Politiker mit, manch- mal auch sogar zu spüren. Das sorgt dafür, dass man sich sehr massiv überlegt hat, wie kann man das Gap zwischen Men- schen, die nicht hauptberuflich Politik machen, und denen, die Politik machen, schließen. Daraus ist die dialogische Säule der Demokratie entstanden. Also mehr auf Dialog, auf Beteiligung, zu setzen. Gerade wenn Menschen diese Prozesse des miteinander Aushandelns erleben, fällt es ihnen erwiesenermaßen sehr viel leichter, auch Entscheidungen zu akzeptieren, die nicht genau so ausfallen, wie sie wollen. Fallen Ihnen Beispiele für gelungene Beteiligungsprozesse in den vergangenen Jahren ein? Da gibt es viele. Bischweier in Baden- Württemberg ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Beteiligung zu einem Konflikt- thema. Da wollte Daimler-Benz ein Logistikzentrum ansiedeln in einer sehr kleinen Kommune mit ungefähr 5000 Mit- arbeitenden, davon war nicht jeder dort begeistert. Ein zufällig gelostes Bürger- ▶ Interview Jörg Sommer ist Direktor des Berlin Institut für Partizipation. Im Interview spricht er darüber, wie Beteiligung an Entscheidungen besser gelingen kann, über Volksabstimmungen und Bürgerräte ◗ Interview: Matthias Greulich „Beteiligung ist ein Instrument zur Emanzipation“ „Es braucht Ressourcen“: Jörg Sommer, Direktor des Berlin Institut für Partizipation“ Der, der beteiligt, muss es nicht nur zulassen, er muss ein Interesse haben, dass die Beteiligung Wirkung hat Jörg Sommer „ FOTOS: ROEL DIERCKENS/UNSPLASH (L.S.), TANEA SOMMER (R.S.) JÖRG SOMMER | 5

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