Vielfalt Leben | Das Magazin von SZENE HAMBURG und der Senatskoordination Ausgabe 06 / 2023
letztes Jahr am Heiligengeistfeld“, erinnert sich Rehder. „Der Rollstuhlsport ist im Vergleich zu anderem Sport begrenzt. Aber es gibt die Berührungspunkte und dort liegt unsere Bestrebung.“ Rehder meint, der sogenannte Behindertensport müsse mehr ins Bewusstsein der Öffent lichkeit rücken. „Erstens gibt es so eine gewisse Akzeptanz für diesen Sport und zweitens zieht er dann eventuell Interes sierte an, die vorher vielleicht keine Anlaufstelle hatten.“ Hat man den richtigen Sport für sich gefunden, steht man oft vor dem nächsten Problem: Wie komme ich zur Sportstätte? Nicht alle RollstuhlfahrerInnen sind in der Lage, einen Pkw zu fahren. Sie sind auf andere Dienste angewiesen. „Früher gab es die Möglichkeit des Fahrdienstes, beispielsweise des ASB. Da FOTO: WITTERS Selbstbewusstseins bei. Von daher kann ich immer anraten, Sport zu machen, welche Einschränkung es auch immer gibt“, meint Rehder. Doch wie finden Menschen mit Einschränkungen nun passende Sportan gebote? Rehder ist Experte auf diesem Gebiet und erklärt, welche Möglichkeiten Menschen mit Einschränkungen haben: „Es gibt in Hamburg eigentlich für alle Menschen, mit welcher Einschränkung auch immer, passende Sportangebote. Der Behindertensportverband Hamburg, der auch im Haus des Sports angesiedelt ist, ist die erste Anlaufstelle für Menschen, die Sport in Gruppen machen möchten. Aber heutzutage kann man das ja auch schnell über das Internet herausfinden.“ Sein Motto: Einfach machen. Wenn es einem dann nicht gefällt, probiert man eben etwas anderes aus. Der Verein Alstersport e. V., in dessen Vorstand Rehder sitzt, ist ein inklusiver Sportverein, der Rollstuhlsport für Kinder und Erwachsene anbietet. Darunter zum Beispiel Wheelsoccer, Rollstuhlrugby, Para Schwimmen und natürlich Rollstuhltisch tennis. Rehder ist wichtig zu betonen, dass der Verein ausschließlich von Rollstuhl fahrerInnen geleitet wird, auch die Posten im Vorstand. „Wichtig ist natürlich, dass man den SportlerInnen ein Feld bietet, wo sie sich sportlich betätigen können und an dem sie Freude haben. Unser Bemühen ist es, auch möglichst qualifizierte Übungs leiter in diesen Gruppen zu haben, damit es nicht nur um Spaß geht, sondern auch um den sportlichen Aspekt, den viele für sich im Vordergrund sehen.“ Mit der Initiative „Hamburg Active City“ investiert die Stadt in viele Projekte rund um Sport und Bewegung. Auch der Rollstuhlsport findet dabei Gehör. „Wir wurden von ,Hamburg Active City‘ direkt angefragt, den Rollstuhlsport zu vertreten, Sport trägt schließlich auch zur Persönlich keitsbildung bei - Hans-Jürgen Rehder „ Vor vielen Jahren sah er im Fernsehen einen Beitrag über Tischtennis im Rollstuhlsport. „Mein Gedanke war: ,Das kannst du doch auch.‘ So dachte ich zumindest am Anfang“, berichtet er. Voller Tatendrang machte Rehder sich daran, einen Verein ausfindig zu machen. Dies gestaltete sich jedoch deutlich schwerer, als gedacht. Zumal es damals auch nicht die Möglichkeit einer einfachen GoogleSuche gab. Er landete schließlich bei der dama ligen TischtennisSportgruppe RSC Hamburg. Im Laufe der Jahre wurde durch regelmäßiges Training aus der Leiden schaft ein Leistungssport, der ihn 1988 dann zu den Paralympics nach Seoul führte, wo er mit seinem Partner die Bronzemedaille holte. Irgendwann wurde Rehder den Aufwand, der ein solcher Leistungssport mit sich bringt, zu viel. Er reduzierte ihn und engagierte sich stattdessen im Vorstand des Rollstuhl sportverbands. „Mir war es wichtig, etwas von dem zurückzugeben, was der Sport mir selbst immer gegeben hatte“, erzählt er. Seither engagiert er sich weiter für den Rollstuhlsport, ist Vorstand des Alstersport e. V. und seit Kurzem Vorsitzender des Inklusionsbeirates im Bezirk Eimsbüttel. „Grundsätzlich ist Sport für jedermann wichtig, das behaupte ich mal. Denn er trägt schließlich auch zur Persönlichkeits bildung bei. Wenn man eine Sache angeht, sich darin verbessert, daran Spaß hat, dann trägt das in jedem Fall zur Stärkung des 14 | WEGEKETTEN ZUM SPORT
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