Vielfalt Leben | Das Magazin von SZENE HAMBURG und der Senatskoordination Ausgabe 06 / 2023
Fred Heyden unterrichtet dienstags- und donnerstagabends in Wandsbek FOTOS: HSB einen „locker, flockigen“ Umgang mit ihm, den er von Haus aus auch kenne, schließ lich habe er drei Brüder. „Von daher kann mich nicht mehr so viel erschrecken.“ - Im Kampfsport sieht er ein zu geringes Angebot für Menschen mit Einschränkun gen. TrainerInnen und Verantwortliche fordern und wollen zwar mehr Inklusion, doch schätzen die realen Anforderungen oftmals falsch ein: „Sie merken dann erst mal, dass sie ihr Trainingskonzept ‚Ich steh vorne und turn das mal vor‘ plötzlich total umstellen müssen.“ Er als blinder Trainer muss auf die SchülerInnen zugehen und sie gegebenenfalls auch berühren, um sie unterrichten zu können. Auch bei ihm gab es schon die Anfrage, ob er nicht Menschen mit geistiger Behinderung unterrichten wolle. Das hat auch er sich ohne Hilfe allerdings nicht zugetraut und wollte gerne, dass dort noch weitere Personen dabei sind, die die SchülerInnen kennen. Das Vorhaben ist daher nie zustande gekom men. „Ich hätte da ziemlich viel Spaß dran gehabt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, sagt er. - - Gerade die Heilgymnastik, die Teil des Shinson Hapkido ist, sei allerdings beson ders gut für ältere oder eingeschränkte Menschen geeignet. Es geht dabei um Dehnung, Bewegung und darum, Ein schränkungen des Körpers zu lösen. „Und das kann den schlimmsten Muskelkater bringen“, sagt er. In dem Kurs, den er anbietet, sind aber auch viele, die sich einfach nach einem langen Bürotag wieder geschmeidiger machen oder mehr Selbst vertrauen in ihren Körper bekommen wollen. Bei dieser Kampfkunst könne man das Konkurrenzdenken komplett ablegen, sagt er. „Es wird so viel gekämpft auf dieser Welt, da müssen wir nicht mitmachen.“ Und trotzdem sind große Leistungen möglich im Shinson Hapkido, wie Steine zerschlagen oder weite Sprünge mit dem Kopf voraus. „Du musst nur erst mal einen gewissen Respekt vor dir selbst, vor deinem Körper und vor den anderen, mit denen du das machst, haben. Dann müssen wir nur noch aufeinander achtgeben und dann kann auch fast nichts mehr schiefgehen. Nur in unserem Geplauder sagt sich das sehr leicht – es gehört viel Training dazu.“ - - - www.shinson-hapkido-wandsbek.de Dazu kommt, dass er oftmals höre, wenn jemand zu tief oder zu hoch steht, durch ein lautes Atmen beispielsweise. Und die Kleidung sei auch nicht geräuschlos. Den Rest erledige die Intuition, sagt er, wobei er noch keine Antwort darauf hat, wie das eigentlich funktioniert: „Zumindest keine, die mich zufriedenstellt.“ Wenn sie es trainieren würden, wären sehende TrainerInnen allerdings auch dazu fähig, mit dem Rücken zu den SchülerInnen zu unterrichten, meint Heyden. Er ist der Überzeugung, dass Shinson Hapkido und jede andere Sportart viel besser zu lernen ist, wenn man locker ist. Und das nicht nur körperlich: „Ein Teil der Trainingseinheiten lebt von Entertainment. Wenn es zu ernst ist, wird es anstrengend“, sagt er. Und mit der Lockerheit erreichen die Menschen Leistungen, die sie vorher nicht für möglich hielten. „Da haben wir schon viel gewonnen für den Tag und vielleicht auch für später.“ Allerdings beobachtet er, dass ihm viele Menschen, die zum ersten Mal mit ihm trainieren, eher mit Anspannung und Zurückhaltung begegnen. „Für normal sehende Menschen ist es dann oft so: Oh, was passiert denn da jetzt? Was kommt da auf mich zu? Wie kann ich mit dem umgehen? Kann ich den genauso behan- deln wie meinesgleichen?“ Diese Vorsicht legt sich dann doch recht schnell, vor allem bei jüngeren Menschen. Die haben häufiger - Es wird so viel gekämpft auf dieser Welt, da müs sen wir nicht mitmachen - Fred Heyden „ Und Action! Fred Heyden im Training Immer ein wichtiger Teil der Einheiten: viel Spaß 12 | SHINSON HAPKIDO DOJANG
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