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Unterrichtsentwicklung

Schulleitungen, Träger und Eltern berichten

Hamburg macht Schule 1|2011 9 Bildungspolitisches Forum Chancengleichheit für alle Kinder von Anette Bartels, Einrichtungsleiterin Spielvereinigung Este e.V. (Kooperationspartner Schulen Arp-Schnitger-Stieg und Cranz) Seit Sommer 2010 praktiziert die Spiel- vereinigung Este e.V. gemeinsam mit der Schule Arp-Schnitger-Stieg eine Vorschule. Bei der Anmeldung tren- nen wir also nicht in Kita oder Schu- le, sondern treten als ein Team auf. Die Eltern nahmen das sehr positiv an. Wir haben eine gemeinsame Vor- schulgruppe, die in zwei Lerngruppen mit jeweils 16 Kindern aufgeteilt ist. Den Personalschlüssel konnten wir von 1 zu 25 auf 1 zu 16 senken. Die Vorteile der Kooperation kommen also direkt bei den Kindern an. Eine für uns richtungsweisende Praxis, die wir nun fortführen können. Meine Kollegin Agnes Klose und ich sind sehr froh über die neue offene Ganztagsgrundschule, die eine Chancengleichheit für alle Kinder bie- tet. Das neue Angebot lief nach den Sommerferien langsam an – das ist ty- pisch für den ländlichen Raum. Zwar hatten wir die Eltern über das neue Modell vor den Sommerferien infor- miert – doch dann fehlten wegen der Ferien die Ansprechpartner. So haben viele Eltern erst einmal geschaut, was da passiert, bevor sie sich entschlossen, ihr Kind in die Nachmittagsbetreuung zu geben. Die Kinder sind von dem neuen Angebot begeistert. Hausauf- gaben betreuen wir in Kleingruppen, also sehr individuell, und engagieren dafür spezielle Hausaufgabenhilfen. Wir haben uns mit außerschulischen Trägern, Sportvereinen, der Kirche usw. getroffen, und gemeinsam Pro- jekte für die Nachmittagsangebote ge- funden. Viele Vereine konnten dadurch schon neue Mitglieder gewinnen und erleben, wie die Kinder in die Vereine hineinwachsen. Wir nehmen Ihre Sorgen ernst! von Friedhelm Holst, Schulleiter der Schule Burgunderweg (Kooperationspartner Hamburger Schulverein von 1875 e.V. im Burgunderweg) Wir sind als »Nachzügler« in das Pilotprojekt gekommen, gin- gen erst im Februar an den Start. Unter enormem Zeitdruck und mit starkem Engagement aller Beteiligten haben wir im Team die Umsetzung geplant. Mit dem Hamburger Schulverein verbindet uns eine über 16 Jahre bestehende, intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das war unser großer Vorteil. Derzeit sind etwa 160 Kinder im Ganztagsprogramm, ab kom- menden Sommer wollen wir alle Schülerinnen und Schüler erreichen, das sind voraussichtlich weit mehr als 200 Kinder. Das neue System vereinfacht das Betreuungs- angebot – gerade bei Kindern, deren Eltern kei- nen Anspruch auf einen Kita-Gutschein haben. Der Bedarf nach Betreuungsplätzen stieg an, das Angebot wurde erweitert. Bereits vor Be- ginn der Pilotphase haben wir einen Klassenraum multifunk- tional eingerichtet und probehalber doppelt genutzt. Lehrer stehen einer Doppelnutzung eher skeptisch gegenüber, eine Kollegin allerdings erklärte sich spontan bereit es zu erproben. Wir wollten die Eltern, die zuvor den Hort nutzten, vom neuen Modell überzeugen. Dabei mussten wir uns mit vielen Vorurteilen auseinandersetzen. Begriffe wie »Aufbewahrungs- system« geisterten durch die Presse. In der Konzeptgruppe ermunterten wir insbesondere die Eltern, Fragen zu stellen und Probleme zu benennen. Die Kommunikation mit ihnen ist für eine gelungene Umsetzung entscheidend. Wir veröffent- lichen regelmäßig Infobriefe an alle Eltern. Für uns war und ist folgende Botschaft wichtig: Wir nehmen Ihre Sorgen ernst! Ein Problem allerdings hatten wir nicht erwar- tet:EinigeElternmusstennunmehrzahlenalsim Kita-Gutschein-System–wennihrBeitragbisher gering war und sie auf die Früh- und Spätbetreu- ung sowie auf die Ferienbetreuung angewiesen sind. Beides muss nun zugebucht werden. Auch diese Eltern wollten wir unbedingt vom neuen System überzeugen. Die Behörde fand dann doch relativ schnell Lösungen. Bisher war alles lösbar, oder fast alles. Wir bleiben zuversichtlich. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Grundschulen dieses Modell übernehmen, vorausgesetzt die Ausstattung für eine Doppelnutzung wird finanziert. Eigentlich war ich kein Freund von Ganztagsgrundschulen, weil Kinder nicht den ganzen Tag mit Schule verbringen sollten. Aber dieses Konzept finde ich gut! Kinder müssen nachmittags sich nun nicht mehr per Te- lefon zum Spielen verabreden, sondern treffen ihre Freunde hier, in der Schule.