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Unterrichtsentwicklung

Schulleitungen, Träger und Eltern berichten

Hamburg macht Schule 1|2011 8 Bildungspolitisches Forum Freiräume statt perfekt durchgeplante Nachmittage von Oliver Hörlein, 41, Volks- und Realschullehrer, Elternrat Stapellauf e.V., eine Tochter Das Konzept der offenen Ganztags- grundschule legt Wert darauf, dass die Kinder am Nachmittag vielfältige An- gebote nutzen können. Aber ich finde eine schlichte Betreuung ebenso wich- tig. Für ein Angebot müssen sich immer mehrere Kinder interessieren, damit es durchgeführt werden kann. Das ist nicht unproblematisch. Freie Nicht-Angebote im Sinne von wirklich freier Zeit sollte es unbedingt geben: Ein freier Raum, in dem sich Kinder selbst beschäftigen, mit Materialien, die sie frei wählen, und mit Betreuern, die sie um Unterstützung bit- ten können. Kinder sind keine Lernma- schinen. Ich will für mein Kind Freiräu- me und keinen perfekt durchgeplanten Nachmittag. Meine Tochter findet es gut vor- und nachmittags in ein und demselben Raum zu sein. Der Nachmittag gefällt ihr dort besser, weil sie dann keine schulischen Leistungen mehr erbrin- gen muss. Die Lehrer hingegen haben Probleme, ihre Räume abzugeben und sind natürlich auch verärgert, wenn am nächsten Morgen Stühle und Ti- sche nicht an Ort und Stelle stehen. Da fehlt es an Zeit, dass sich Lehrer und Erzieher abstimmen können. Größter Stresspunkt ist das Mittagessen. Die Essensausgabe ist einfach noch nicht kindgerecht organisiert. Dafür müsste die Nachmittagsbetreuung einfach frü- her anfangen. Wir haben 150 Eltern zum Mittagessen befragt und nur neun haben das Essen als schlecht befun- den. An der Qualität des Essens liegt der Unmut also nicht. Insgesamt ist das Interesse der Eltern, sich am Ge- staltungsprozess des Nachmittags zu beteiligen, eher gering. Meine Tochter fragt oft, ob sie nicht auch länger bleiben darf. Kurz: Die Kin- der schätzen die offene Ganztagsgrund- schule. Schule und Kita zusammen an einem Ort von Bettina Knopper, Schulleiterin der Schule Arp-Schnitger-Stieg (Kooperationspartner Spielvereinigung Este e.V.) Im Modell der offenen Ganztagsgrund- schule kommen die bislang getrennten Einrichtungen Schule und Kita zusam- men, um als Partner gemeinsam an einem Ort Kinder zu fördern. Schon vor Jahren kooperierten wir, die Schulen Arp-Schnitger-Stieg und Cranz, mit dem Kindergarten der Spielvereinigung Este e.V., um gemeinsam mit den Vorschul- kindern zu arbeiten. Doch nach der Vor- schule fehlte uns die Anschlussbetreu- ung. Die Kinder mussten für die Nach- mittagsbetreuung zu einer weit entfernt liegenden Kita fahren. Eine schwierige Situation. Daher fanden wir gemeinsam Mittel und Wege, eine Anschlussbe- treuung punktuell zu bewerkstelligen, die wir nun mit der offenen Ganz- tagsgrundschule ausbauen können. Damals war ich Schulleiterin der koope- rierenden Schulen Arp-Schnitger-Stieg und Cranz, die gemeinsam eine Primar- schule bilden sollten. Heute leite ich die SchuleArp-Schnitger-Stieg.Beiunsnut- zen derzeit 60 Schüler von insgesamt 200 das neue Modell, in Cranz sind es 40 Schüler von 100. Für den ländlichen Raum ist das eine sehr gute Resonanz. Doch ist die Einführung ein langsamer Prozess. Wir sind alle schon viel bes- ser ins Gespräch gekommen und haben gemeinsam Regeln gefunden, beispiels- weise für die Hausaufgaben: eine halbe Stunde für die 1. und 2. Klasse, eine Stunde für die 3. und 4. Klasse. Derzeit arbeiten hier drei Lehrer im Nachmit- tagsbereich und jeder neue Kollege steigt gleich zu Beginn in die Projekt- angebote ein. Durch unsere dörfliche Struktur haben wir eine große Nähe zu Vereinen und so können wir die Bildungsaufgaben gemeinsam zum Wohle der Kinder am Nachmittag gut gestalten.