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Unterrichtsentwicklung

Interview mit Schulsenator Ties Rabe

Hamburg macht Schule 1|2011 35 Rahmenbedingungen ausgestattet wer- den. Um dieses Jahr zu überbrücken, werden wir in Kürze Verbesserungsvor- schläge vorlegen. HmS: Hamburger Schulen haben in den letzten Jahren intensiv an der Verbesse- rung der Unterrichtsqualität gearbeitet. Dabei hatte die Entwicklung von Kon- zepten zur Binnendifferenzierung und Individualisierung einen besonderen Stellenwert. Welche Schwerpunkte se- hen Sie in diesem Feld? Ties Rabe: Eine stärke Binnendifferen- zierung und Individualisierung des Un- terrichts ist wichtig, hier ist noch viel zu tun. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, alle zehn Jahre ein einziges Thema zum alleinseligmachenden zu er- klären. Binnendifferenzierung ist nicht das einzige Qualitätsmerkmal von gutem Unterricht. Unterricht muss spannend sein, Raum zum Mitmachen und zu eige- nen Aktivitäten geben, er muss fachlich anspruchsvoll sein und Leistung fordern und fördern. Und gelungener Unter- richt braucht Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler richtig ansprechen können. Wir brauchen deshalb einen Dialog über gelungene Unterrichtskonzepte. Und ich wünsche mir auch eine Wende in der empirischen Wissenschaft. Statt ständig Ergebnisse zu analysieren, gilt es Wirkungsweisen von unterschiedlichem Unterricht zu prüfen. HmS: In seiner Regierungserklärung hat der Bürgermeister deutlich gemacht, dass alle Schülerinnen und Schüler ei- nen Abschluss erreichen und danach einen Anschluss in Beruf oder Studium finden sollen. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen? Ties Rabe: Viele finden nach der Schu- le keinen Anschluss, weil schon vorher viel falsch gelaufen ist. Für Kinder aus benachteiligten Familien brauchen wir bessere frühkindliche Bildung, zusätz- lichen Förderunterricht und Ganztags- angebote, zudem einen besseren Berufs- kundeunterricht ab Klasse 8. Das alles ist geplant. Nach der Schule brauchen wir ein besseres Übergangsangebot in die Berufswelt. Die jetzigen Angebote führen zu häufig in Warteschleifen ohne konkretes Ergebnis. Die künftigen An- gebote sollen stärker auf die praktische Arbeit im Betrieb ausgerichtet werden. HmS: Wenn Sie sich einen Moment in Ties Rabe als Lehrer versetzten – so lan- ge ist das ja noch nicht her – was würden Sie sich von der neuen Behördenleitung heute wünschen? Ties Rabe: Handwerkliche Sorgfalt und mehr Augenmaß bei Reformen. Man muss nicht jedem Trend nachjagen und Reformen im Minutentakt starten, son- dern das tun, was geht und notwendig ist. HmS: Zum Schluss eine Frage in eige- ner Sache: HAMBURG MACHT SCHULE geht mit diesem Heft in das 23. Er- scheinungsjahr. Gehören Sie eigentlich zu unseren Lesern? Wenn ja, haben Sie Wünsche oder Empfehlungen an die Redaktion? Ties Rabe: Ich habe HAMBURG MACHT SCHULE in der Vergangenheit unregel- mäßig, aber gern gelesen. Einige Artikel bewahre ich bis heute auf. Mein Wunsch an alle, die sich mit Schulpolitik befas- sen: Politik braucht Herz und Verstand gleichermaßen. Die Schulpolitik hat oft ein bisschen zuviel Herz … Augenmaß, abwägen, prüfen und auch mal »Nein« sagen – das zeichnet gute Reformpolitik aus. HmS: Herzlichen Dank für das Gespräch. Prof. Dr. Johannes Bastian arbeit seit 1982 als Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg und leitet seit 1989 die Redaktion von »Hamburg macht Schule« (außer BBS Info und Forum). bastian@uni-hamburg.de Zur Person Geboren am 14.11.1960 in Bergedorf, verheiratet, drei Kinder 1981–1989 Studium und Referendariat für das Höhere Lehramt in Hamburg (Religion, Deutsch und Geschichte) 1989–1990 Erziehungsjahr, freie redaktionelle Mitarbeit beim Wochenblatt »Bergedorfer Rundschau« sowie Dozent in der Erwachsenenbildung 1990–1991 Redaktionsleiter des Wochenblattes »Bergedorfer Rundschau« 1991–2002 Leiter der Redaktion des Elbe-Wochenblatt-Verlages 2002–2006 Geschäftsführer der SPD Hamburg 2006–2011 Fach- und Klassenlehrer am Luisengymnasium (Deutsch, Reli- gion, Geschichte und Politik) Seit 2001 Kreisvorsitzender der SPD Bergedorf und Mitglied des SPD-Landes- vorstandes. 2008–2011 Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft und schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion sowieVorsitzen- der des Schulausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft 2011 Wiederwahl in die Hamburgische Bürgerschaft Ernennung und Wahl zum Schulsenator