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Unterrichtsentwicklung

Family Literacy in Hamburg

Hamburg macht Schule 1|2011 32 Werkstatt Schule Die Louise Schroeder Schule ist eine vierzügige Ganztagsgrundschule mit drei Vorschulklassen in Altona-Altstadt. Viele unserer Schüler und Schülerinnen haben einen Migrationshintergrund. Die Förderung dieser Kinder und der Kontakt zu ihren Eltern war uns immer wichtig. Deshalb entschieden wir uns vor sechs Jahren bei dem Projekt Family Li- teracy mitzumachen. Damals begannen wir mit der Vor- schule und bezogen bald auch die ersten Klassen in die FLY-Arbeit mit ein. In der Vorschule liegt der Schwerpunkt bei Kindern, die nicht über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen und deshalbanderadditivenSprachförderung verpflichtend teilnehmen. Diese Sprach- fördergruppe – meist acht bis zehn Kinder – trifft sich zweimal wöchentlich für ein- einhalbStundennachdemVorschulunter- richt. Einmal findet der Sprachunterricht mit einer Förderlehrerin statt und einmal lernen Eltern und Kinder gemeinsam im Rahmen von »Family Literacy« (FLY). Damit versuchen wir, die systematische Sprachförderung mit dem Sprachenler- nen im Familienkontext zu verbinden. Hindernisse flexibel überwinden Um die Eltern für das Vorhaben zu ge- winnen, laden wir sie schriftlich ein, in- formieren sie beim ersten Treffen über das, was sie erwartet, und »werben« um sie. Kleinere Geschwister dürfen selbst- verständlich mitgebracht werden. Für berufstätige Eltern kann es ein Problem darstellen, bei Family Literacy mitzuma- chen. Aus diesem Grund wurde ein »er- weiterter Familienbegriff« entwickelt. Nicht nur Eltern, sondern auch andere Familienangehörige, Geschwister, Groß- eltern, Tanten, sind ebenso willkommen. Sie springen ein, wenn die Eltern ver- hindert sind. Der jeweilige Familien- angehörige nimmt dann die Funktion wahr, zwischen Familie und Schule eine Brücke zu bilden und bringt die in der Schule vermittelten Inhalte in die Fami- lie. Gerade in den häufig recht großen und in starkem Zusammenhalt stehen- den Familien mit Migrationshintergrund hat sich diese Praxis bewährt. Und was ist, wenn die Mutter kein Deutsch versteht? Die Lösung hängt von den jeweiligen spezifischen Bedingungen ab. Natürlich ist es besonders hilfreich, wenn die Mög- lichkeit besteht, Herkunftssprachenleh- rerinnen im Team zu haben. Die Erfah- rung zeigt, dass sich fast immer andere Mütter finden, die Übersetzungshilfen leisten können. Die neue Sprache spielerisch erleben Wichtig ist Verbindlichkeit. Deshalb führen wir eine Anwesenheitsliste und eine Mappe, in der alle Materialien ge- sammelt werden. Den Eltern soll deut- lich werden, welche Rolle sie bei der Sprachförderung ihres eigenen Kindes einnehmen und wie gut und erfolgreich sie ihr Kind unterstützen können. Wir arbeiten vor allem mit Bilderbüchern, Reimen, Liedern und Spielen, die sich thematisch auf die Lebenswelt der Kin- der beziehen. Die Eltern erleben kon- Die wichtigsten Lehrer für Kinder sind ihre Eltern Family Literacy in Hamburg FamilyLiteracy Das Zuhause ist der Ort, an dem Eltern mit ihren Kindern gemein- sam mit Freude zusammen lernen können. Wie kann es der Schule ge- lingen, das Lernen der deutschen Sprache erfolgreich in das Famili- enleben von Migrantenkindern zu integrieren? Wie kann die Schule zu einem Erfahrungsort auch für die Migranteneltern werden? Das Projekt Family Literacy Das UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung haben in Hamburg das erste deutsche Pilotprojekt zu Family Literacy durch- geführt (2004–2009). FLY zielt auf die Sprach- und Lite- ralitätsförderung von Kindern und ih- ren Familien. Die beteiligten Schulen liegen zumeist in Wohngebieten, in denen viele Familien mit Migrations- hintergrund leben. Das Projekt will die Fähigkeiten der Eltern stärken, den Schriftspracherwerb ihrer Kinder zuhause besser zu begleiten. Es han- delt sich also um ein Modell, bei dem Eltern und Lehrer die Förderung des Kindes gemeinsam unterstützen. In enger Anlehnung an das eng- lische Vorbild der »Basic Skills Agen- cy« wurde in Hamburg ein eigenes Family Literacy Konzept entwickelt. Es wendet sich an Kinder und Eltern der Vorschulklassen und wird in Klas- se 1 fortgesetzt. Die Arbeit mit den Eltern findet in der Regel in der Schule statt und basiert auf drei inhaltlich- organisatorischen »Eckpfeilern«: • Aktive Mitarbeit der Eltern im Un- terricht. • Elternarbeit parallel zum Unter- richt. • Gemeinsame außerschulische Ak- tivitäten. Seit 2009 ist Family Literacy Teil des Hamburger Sprachförderkonzeptes. Pro Schuljahr werden ca. 20 neue Schulen vorrangig in Standorten mit besonderem Förderbedarf ausge- wählt, die eine Anschubfinanzierung erhalten, um das Family Literacy- Konzept an ihrer Schule einführen zu können.