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Unterrichtsentwicklung

Wie eine Kooperation zwischen Stadtteilschule und Berufsschule beginnen kann

Hamburg macht Schule 1|2011 28 Thema Stadtteilschule Beim Studium des Rahmenkonzepts für die »Reform des Übergangssystems Schu- le – Beruf« zu Beginn des Schuljahres 2009/10 stellten wir fest, dass wir zukünf- tig mit mindestens einer Berufsschule kooperieren müssen. »Das auch noch!«, war unserer erste Gedanke. Der zweite war: »Wie sollen die uns unterstützen? Unser BO-Konzept ist bei den Tutorinnen und Tutoren in guten Händen.« Als aus- gebildeter Berufsschullehrer konnte ich mich zudem noch lebhaft an meinen ersten Schultag und den damit verbun- denen »Kulturschock« an der damaligen Gesamtschule Allermöhe erinnern: Klei- ne, quirlige kaum mehr als einen Meter große KINDER hüpften um mich herum. Jetzt sollten Berufsschullehrer, die die- se Erfahrung nicht gemacht hatten, uns den Weg in die wahre Berufsorientierung weisen? Nicht nur ich war sehr skeptisch. Zudem waren wir auch ohne diese ver- ordnete Kooperation gut ausgelastet: Die zeitgleiche Bildung der neuen Stadtteil- schulen bedeutete für unsere Schule die zweite Fusion innerhalb weniger Jahre. Erste Schritte Dennoch thematisierten wir diese neue Anforderung in der regelmäßig tagenden AG-Berufsorientierung und entwickelten erste Ideen. Mit einer Berufsschule, zu der es persönliche Kontakte gab, wur- den grundsätzliche Überlegungen für eine Kooperation angestellt. Es kam aber anders. Die Schulleitungen aller Bergedorfer Schulen hatten parallel die Idee einer Verbundlösung für die fünf Stadtteilschulen und vier Berufsschulen entwickelt. Alle BO-Koordinatoren wur- den daher Ende 2009 zu einem Work- shop an die G20 eingeladen. Unsere Vorarbeiten waren somit hinfällig und die Bereitschaft, sich auf diesen neuen, von oben entschiedenen Prozess, einzu- lassen, gering. Anfänge im Verbund Bereits das erste Treffen im Verbund wurde wider Erwarten ein voller Erfolg: Die Atmosphäre war gut, der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen anre- gend und teils sogar visionär. Was führte zu diesem positiven Beginn? Zunächst der äußere Rahmen: Die Veranstaltung fand in ansprechenden Räumlichkeiten statt und es war für ein Buffet sowie Ge- tränke gesorgt. Zudem wurden alle BO- Koordinatorinnen und Koordinatoren für dieses Treffen den ganzen Tag frei- gestellt. Beides vermittelte gleich zu Be- ginn eine Wertschätzung unserer Person und unterstrich die Bedeutung des Tref- fens. Zusammen mit der strukturierten und durchdachten Moderation durch die beiden Schulleiter Ernst Lund von der G19 und Thorsten Schumacher von der Stadtteilschule Lohbrügge entstand eine einladende Arbeitsatmosphäre. Diese erste Phase der Zusammenar- beit bestand aus drei Arbeitsschritten: Zunächst stellten die einzelnen Schulen ihre BO-Konzepte vor. Überraschender- weise präsentierten die Berufsschulen auf dem Gebiet der Berufsvorbereitung individualisierte Unterrichtsprojekte, die neugierig machten und mir verdeutlich- ten, dass sich die pädagogische Arbeit an beruflichen Schulen seit meinem Refe- rendariat grundlegend verändert hatte. Nach der Mittagspause tauschten wir in Kleingruppen Gedanken zumöglichenge- meinsamen Projekten aus. Wir hatten viel Zeit, zunächst einfach nur Ideen und Visi- onen zu entwickeln, ohne gleich konkrete Umsetzungen erarbeiten zu müssen. Im dritten Schritt vereinbarten wir als nächs- te Phase des Prozesses gegenseitige Hos- pitationen aller Schulen durchzuführen. Hospitationen mit Überraschungen Drei Kolleginnen und Kollegen unserer Schule aus der AG Berufsorientierung hospitierten an den vier beteiligten Be- rufsschulen.AlleTreffenliefennacheinem einheitlichem Muster ab: Zuerst fand eine gemeinsame Gesprächsrunde statt, in der Ideen, Gedanken, aber auch Ängste und Probleme ausgetauscht wurden. Im An- schluss daran besichtigten wir gemein- sam die Werkstätten, Unterrichtsräume und Schulbetriebe, die sich grundsätzlich von den Räumen der allgemeinbildenden Schulen unterschieden. Dadurch wurden für uns die vorgestellten individuellen KonzeptekonkretersowieganzneueMög- lichkeiten der BO als die bisher von uns praktizierten denkbar. Am Ende fand im- mer eine Auswertungsrunde statt, in dem es auch um Kapazitäten und Ressourcen einer zukünftigen Zusammenarbeit ging. In dieser Phase konkretisierten sich die Ideen zur Kooperation. Noch wich- tiger erscheint mir allerdings, dass die unterschiedlichen Perspektiven das ge- genseitige Verständnis förderten und sich neue Zusammenhänge erschlossen. Um den Prozess transparent zu gestalten trugen die drei Kolleginnen und Kollegen die Ideen und Erkenntnisse in die BO-AG unserer Schule sowie in die didaktische Konferenz. Konkrete Ergebnisse und langfristige Ziele AmEndedesSchuljahres2009/10wurden alle BO-Koordinatoren als dritten Schritt des gemeinsamen Entwicklungspro- zesses zu einem Auswertungsworkshop eingeladen. Dieser wurde wiederum von Berufsorientierung im Verbund Wie eine Kooperation zwischen Stadtteilschule und Berufsschule beginnen kann … Seit Begin dieses Schuljahres müs- sen Stadtteilschulen und berufliche Schulen kooperieren, gemeinsam Konzepte zur Berufsorientierung konkretisieren und umsetzen. Wie kann diese neue Zusammenarbeit inhaltlich und organisatorisch ge- staltet werden? Welche Möglich- keiten, aber auch Schwierigkeiten bieten Verbundlösungen in einer Region? Und wie können erste kon- krete Schritte aussehen?