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Unterrichtsentwicklung

Ein hilfreicher Baustein in der Unterrichtsentwicklung

Hamburg macht Schule 1|2011 25 Unterrichtsentwicklung im Team Gymnasium gegenseitig im Unterricht besuchen und diesen am Anliegen orientiert auswer- ten. Die Teams arbeiten ein Schuljahr in ihren festen Kleingruppen, um eine ver- trauensvolle Basis aufbauen zu können und Entwicklungen nachzuvollziehen. Fortlaufend dazu gibt es pro Schuljahr ca. vier Plenumssitzungen mit einem externen Berater, in denen hilfreiche Impulse für die Kleingruppenarbeit ge- geben, Schwierigkeiten in der Zusam- menarbeit der Teams reflektiert und Ziele abgeglichen werden können. Als sinnvolle Unterstützungsmaßnahme hat sich zudem ein Kleingruppencoaching herausgestellt, bei dem ein externer Coach die Arbeit des Teams beobachtet und Anregungen gibt. Einschätzungen und Erfahrungen Beide Säulen von KUR, die Plenumssit- zungen zur Erarbeitung geeigneter In- strumente zum Ablauf kollegialer Unter- richtsreflexion (Kompetenzaufbau) und die gemeinsamen Unterrichtsbeobach- tungen mit anschließenden Reflexions- gesprächen, werden von allen Teilneh- menden als bereichernd erfahren. »Meine eigene Arbeit wird durch KUR anerkannt und wertgeschätzt.« »Ich konnte aus der Beobachtung und Refle- xion Impulse für meinen Unterricht zie- hen.« »Solidarische Rückmeldungen!« Äußerungen wie diese zeigen den Nut- zen für die einzelnen Kollegen. Aber auch die Schule insgesamt pro- fitiert von KUR: »Wir schaffen eine ein- heitliche Linie im pädagogischen Han- deln.« »Das Vertrauen zu den Kollegen wächst, dadurch kommt es zu mehr Austausch, der konstruktiv und unter- richtsbezogen ist.« Auch für die Schülerinnen und Schü- ler sehen die an KUR Teilnehmenden Effekte: »Die Schüler erleben, dass wir Lehrer im Team arbeiten und damit Rol- lenvorbild sind.« »Unsere Schüler mer- ken, dass wir Interesse an gutem Unter- richt haben und diesen weiterentwickeln wollen. Sie tauschen sich dann auch mit uns über den Unterricht aus.« Stolpersteine Neben den positiven Erfahrungen gibt es aber auch Hindernisse, die den Prozess erschweren können: Vor allem der hohe Zeitfaktor ist für viele abschreckend. Da- rum sollten Nutzen und Mehrwert immer wieder von den Beteiligten reflektiert und den übrigen Kolleginnen und Kollegen vermittelt werden. Zudem ist die Festle- gung gemeinsamer Ziele wichtig, da sich die Arbeit an rein individuellen Schwer- punkten auf lange Sicht nur schwer kolle- gial gestalten lässt. Dies schließt auch die Teambildung ein: Die Reflexionsteams sollten sich aus gleichen Fachgruppen oder Jahrgangs- bzw. Klassenteams zusammensetzen. So kann gezielter an gemeinsamen Projekten gearbeitet oder spezifische fachdidaktische Methoden er- probt werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in fächerübergreifenden KUR-Gruppen eher »die pädagogischen blinden Flecken« wahrgenommen und besprochen werden konnten. Gelingensbedingungen Um systematisch kollegiale Unterrichts- reflexion aufzubauen und Akzeptanz im Kollegium zu schaffen, haben sich für uns folgende Faktoren als ausschlagge- bend herausgestellt: • Organisatorische Koordination: Für die Koordination von KUR (Abspra- chen mit der Schulleitung, Vorpla- nungen mit externen Beratern, Ter- mine, Evaluation und interne Öffent- lichkeitsarbeit) wird eine Projektlei- tung gewählt. • Unterstützung durch die Schulleitung: Die Schulleitung organisiert z.B. Ver- tretungen während der Hospitationen, rechnet die Teilnahme an KUR als Fortbildung an und finanziert externe Moderation und Beratung. • Externe Begleitung der KUR-Gruppe • Interne Öffentlichkeitsarbeit: Dem Ge- samtkollegium wird regelmäßig über das Projekt berichtet, Erfahrungen der Teilnehmer vorgestellt sowie Rückmeldungen eingeholt. Gleichzeitig kann KUR nur gelingen, wenn die Teilnehmer bereit sind, ihre Klassentüren zu öffnen, ihren Unterricht zu reflektieren und neue Blickwinkel zu- zulassen. KUR muss zudem in die weite- ren Aktivitäten zur Unterrichtsentwick- lung an der Schule eingebunden wer- den. So ist denkbar, dass ein KUR-Team gemeinsam an Fortbildungen teilnimmt und die hier erhaltenen Impulse zusam- men umsetzt. Unsere Vision Eine Schule, in der KUR für alle Kollegen so selbstverständlich ist, dass bei jeder Schwierigkeit, jeder neuen Methode Kol- legen mit in den Unterricht genommen werden können und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Der Austausch über die mentalen Modelle von Unter- richt und eine kollegiale Suchbewegung, was guter Unterricht sein kann, würden dabei immer im Blick sein. Vanessa Böttcher ist Lehrerin am Gymnasium Grootmoor und Hauptseminarleiterin am Landesinstitut. David Alonso-Muñiz ist Lehrer am Gymnasium Grootmoor und Fachseminarleiter Spanisch am Landesinstitut. Am Damm 47, 22175 Hamburg, E-Mail: vanessa.boettcher@li-hamburg.de davidalonso@web.de 1. Anliegen erheben: • Was beschäftigt dich auch über die konkrete Unterrichtszeit hinaus? • Wie heißt das Problem? • Was macht dich unzufrieden? Was stört dich? • Was möchtest du besser machen? dabei: • aktiv zuhören • nachfragen • zusammenfassen • innerlich mitgehen … und nicht: die eigene Sicht dazugeben! 2. Anliegen formulieren: • offene Frage • »ich« kommt vor • positiv formuliert • smartes Ziel 3. Bisherige Lösungsversuche/welche Ergebnisse? 4. Mögliche Lösungsideen/unterstützende und hemmende Faktoren? 5. Beobachtungswünsche/Worauf soll besonders geachtet werden? 6. Vereinbarungen: • Ort/Zeit der Unterrichtsbeobachtung • Ort/Zeit des Reflexionsgesprächs Abb. 2: Leitfaden für ein Vorgespräch