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Unterrichtsentwicklung

Eine neue Herausforderung im Team bewältigen

Hamburg macht Schule 1|2011 23 Unterrichtsentwicklung im Team Andreas Giese ist Didaktischer Leiter an der Erich Kästner-Gesamtschule. Hermelinweg 10, 22159 Hamburg E-Mail: Andreas.Giese@bsb.hamburg.de men für eine fächerübergreifende Un- terrichtseinheit, mit denen es gelingen kann, Inhalte und zentrale Kompetenz- bereiche aus allen Fächern zu verbin- den. Im Projekt »Unbekannte Orte ent- decken – gestern und heute« werden Aspekte von Geschichte (Entdecker und Eroberer), Geographie (Erschließung tropischer Räume, Seewege), Politik (Situation der indigenen Völker) und Religion/Ethik (kulturelles Gedankengut im Zeitalter der Entdeckungen/Kulturen der indigenen Völker) miteinander ver- bunden. Als Zweites ergibt sich die Frage nach den leitenden Kompetenzen, die für diese Einheit eine Orientie- rung geben sollen. Der Bildungsplan Gesellschaftswissenschaften gibt hier geeignete Vorgaben: Wie fördern wir die Schülerinnen und Schüler darin, unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven einzunehmen, Konflikte zu erkennen und zu regeln, Informati- onen zu gewinnen und zu verarbeiten, Bewertungen und Urteile nachzuvoll- ziehen und eigene Handlungsmöglich- keiten zu gewinnen? Um diese Kompetenzen bei der kon- kreten Planung nicht aus den Augen zu verlieren, haben sich folgende Leitfra- gen für die Entwicklung als hilfreich erwiesen: • Wie ist das Vorwissen der Schüler und Schülerinnen zu dieser Einheit? • Was müssen alle Schüler und Schüle- rinnen zu diesem Oberthema mindes- tens wissen, können, erfahren? • Wie soll das Erarbeiten des Mindest- standards methodisch gestaltet wer- den? • Was können Vertiefungsaufgaben, Forscherfragen, komplexe Aufgaben zu diesem Thema sein, mit denen die Schülerinnen und Schüler sich exem- plarisch auseinandersetzen und ihre Kompetenzen entwickeln? • Welche Präsentationsformen sollen die Lernenden können und anwenden, um ihre Arbeitsergebnisse zu kommu- nizieren? • Auf welche Art und Weise sollen die Schüler und Schülerinnen über ihr Lernen und Arbeiten reflektieren? (Lerntagebuch, Logbuch, Portfolio, …) Mit der Gesamtheit aller Projekte bil- det sich auch ein Methodencurriculum, da in jedem Projekt kooperative Lern- formen eingeführt sowie verschiedene Präsentationsformen entwickelt und eingeübt werden. Vor allem aber ist es ein Anspruch der Projekte, stets auch außerschulische Lernorte einzubeziehen und Kooperationspartner zu gewinnen. Gerade in diesem Projekt war der Teil der Selbsterfahrung für einige Schüle- rinnen und Schüler der motivierendste: »Das Thema Entdecker hat mich ei- gentlich nicht so interessiert. Aber bis- her war es bei jedem Projekt so, dass es irgendein Highlight gab – das waren diesmal die Entdeckertage!« Gelingensbedingungen Eine solche erfolgreiche Teamarbeit eta- bliert sich nicht ohne geeignete Unter- stützung und entsprechenden Rahmen- bedingungen. Dazu gehören: • Alle Kollegen und Kolleginnen eines Jahrgangsteams arbeiten intensiv zusammen und sind es gewohnt, ar- beitsteilig Unterricht vorzubereiten. Das heißt eine Einheit so vorzube- reiten, dass alle sie nutzen können, aber auch die Vorgaben durch ande- re entsprechend umzusetzen. Erst mit einer solchen Verbindlichkeit wird das arbeitsteilige Vorgehen auch wirklich entlastend. • Die Arbeitszeit der Kollegen und Kol- leginnen, die Unterricht für das eigene und für weitere Jahrgangsteams vor- bereiten, wird als zusätzliche Arbeits- zeit angerechnet. Jeder, der in diesem Bereich Verantwortung übernimmt, bekommt nach vorheriger Absprache für die Ausarbeitung eines sechswö- chigen Projektes ca. 50 Stunden in seinem Arbeitszeitkonto angerechnet. • Die Fachvertretung Gesellschaft be- gleitet die Entwicklung dieser Unter- richtseinheiten und Projekte und berät in fachlichen Fragen • Das Vorstellen der Arbeitsergebnisse im Team und die Einarbeitung der Kolleginnen und Kollegen werden als schulinterne Fortbildung anerkannt. • Eine gemeinsame Auswertung des Projektes wird im Anschluss durch- geführt, um notwendige Überarbei- tungen und Verbesserungsvorschläge festzuhalten. • Material, Übersicht über den Ablauf, Beispiele zur methodischen Gestal- tung, Hinweise für die Organisation von außerschulischen Lernorten, Mög- lichkeiten der Ergebnissicherung und Rückmeldeformate werden in Projekt- kisten sowie digital gespeichert. • Verbindliche Übergabetermine zur Weitergabe von Material und Erfah- rungen an den nächsten Jahrgang werden verabredet. Von der Schulleitung muss dabei berück- sichtigt werden, dass in einem »Pilotjahr- gang« immer dieselben Kolleginnen und Kollegen die Entwicklungsarbeit tragen müssen, was zu einer hohen Belastung einer kleinen Gruppe führt. Hier müssen auch andere Formen der Unterstützung und Entlastung erprobt werden. Mit den entlastenden Erfahrungen einer produktiven Teamarbeit entsteht allmählich im Kollegium eine Kultur selbstverständlicher Kooperation und vertrauensvoller Zusammenarbeit. Dies wiederum erhöht nach unseren Erfah- rungen deutlich die Arbeitszufriedenheit jedes Einzelnen. Abb. 2: Modell eines Bantudorfes erstellt in Phase 2 »Was fanden die Entdecker vor?«