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Unterrichtsentwicklung

Unterrichtsentwicklung und multiprofessionelle Teams

Hamburg macht Schule 1|2011 19 Unterrichtsentwicklung im Team Präsenzzeiten als wichtiger Baustein Stets schien vielen Kolleginnen die Zeit zur Teamarbeit zu knapp und es gab Unmut darüber, dass Terminverein- barungen so schwierig sind. Unsere wichtigste Erkenntnis daraus war: »Wir treffen uns, wenn wir Zeit haben« funk- tioniert nicht, weil man im Alltag keine Zeit hat oder sich die Zeit freiwillig nicht nimmt. Damit war die Idee zur Präsenz- zeit geboren, ein wichtiger Schritt hin zu verbindlicherer Unterrichtsentwicklung im Team. Jeden Mittwoch herrscht nun von 14.30 bis 16.30 Uhr reges Treiben in der Schule. Es sind nicht nur alle Ganz- tagsschülerinnen und -schüler im Hause, sondern auch alle Kolleginnen und Kolle- gen. Dann treffen sich multiprofessionelle Teams bestehend aus Diplom- und Sozi- alpädagoginnen, Erzieherinnen, Grund- schulpädagoginnen und Sonderschulleh- rerinnen, um ihre pädagogische Arbeit zu reflektieren und an der Weiterentwick- lung des individualisierten Unterrichts zu arbeiten. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum: • Welche Kompetenzen wollen wir als Nächstes wie absichern? • Wie gehen wir mit Kindern um, deren Lern- und Verhaltensrepertoire sowie deren basale und sprachliche Fähig- keiten nicht ausreichen, um die vorge- gebenen Ziele zu erreichen? • Wer übernimmt welche Aufgabe bei der Entwicklung individueller Lernar- rangements sowie bei der Erstellung neuer Materialien? Nie reicht die Zeit und trotzdem führt die neue Arbeitsweise zu einer großen Ar- beitszufriedenheit bei den Kolleginnen. Der Umgang ist geprägt von Wertschät- zung und gegenseitiger Anerkennung, auch oder gerade weil in den Teamsit- zungen über unterschiedliche Herange- hensweisen gesprochen und manchmal auch gestritten wird. Im Bildungshaus gibt es zudem immer eine Tagesordnung und ein Protokoll. Diese Kolleginnen sind inzwischen Profis in der Nutzung von Teamzeit. Aber auch alle nicht Bil- dungshaus-Kolleginnen und Kollegen sitzen am Mittwochnachmittag zusam- men und arbeiten zunehmend selbstver- ständlich miteinander – ehrlicherweise muss gesagt werden, die einen mehr, die anderen weniger freiwillig. Noch nicht alle Kollegiumsmitglieder teilen die Er- kenntnis, dass Zusammenarbeit nicht Zeit kostet, sondern Zeit spart. Trotz- dem wächst sowohl das Interesse, zu gut strukturierten Abläufen zu kommen, den Unterricht mit Anderen weiterzuentwi- ckeln und verbindliche Absprachen zu treffen, als auch das Bewusstsein, dass Veränderungsprozesse Beharrlichkeit und einen langen Atem brauchen. Schon lange haben wir die Frage – »Was sol- len wir in der Präsenzzeit eigentlich ma- chen?« – nicht mehr gehört. Vielleicht weil sie übertönt wird von dem Satz: »Wir brauchen noch mehr gemeinsame und verbindliche Teamzeit.« Fazit Professionell eingeführte, verankerte und begleitete Teamarbeit bietet für Schul- und Unterrichtentwicklung, aber auch für die Bewältigung des ganz nor- malen Unterrichtsalltags, gegenüber herkömmlichen Arbeitsweisen neue Chancen und hat Vorteile für alle Betei- ligten: Sie hilft Schwächen wechselseitig zu kompensieren und von den Stärken anderer zu profitieren. Für komplexere Aufgaben werden aufgrund der »kol- lektiven Weisheit« eines Teams bessere Lösungen gefunden, deren Bewältigung jeden Einzelnen überfordern würde. In der regelmäßigen Auseinandersetzung kann zudem eine gemeinsame Vorstel- lung von einer neuen Lernkultur wach- sen. Zusätzlich schenkt Teamarbeit, wenn sie gelingt, emotionale Befriedi- gung und das Gefühl sozialer Eingebun- denheit. Professionelle Teamarbeit setzt al- lerdings auch Investitionen voraus – Investionen in Fortbildung und Funkti- onszeiten – sowie von den Kolleginnen und Kollegen die Bereitschaft, sich auch nach vielen Jahren bewährter Praxis und Einzelkämpfertum auf etwas Neues einzulassen und hinzuzulernen. Endlich nicht mehr Sisyphus zu sein erfordert Mut, Offenheit und eine gewisse Risiko- bereitschaft. Annette Berg ist Schulleiterin der Schule Langbargheide. Gesine Eichberg ist Grundschul-Koordinatorin der Schule Langbargheide und Mitarbeiterin am LIF. E-Mail: Annette.berg@bsb.hamburg.de http://schule-langbargheide.hamburg.de Abb. 1: Teambesprechung