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Unterrichtsentwicklung

Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik

Hamburg macht Schule 1|2011 16 Thema Montagmorgen, 3. Stunde, Mathematik. Das Thema für alle lautet heute: »Mal- Plus-Häuser«. Jennifer rechnet Aufga- ben aus dem kleinen Einmaleins und Additionsaufgaben im Zahlenraum bis 100: »Das kann ich schon!« Lukas entwi- ckelt eigene »Mal-Plus-Häuser«, deren Ergebnisse weit über Hundert hinaus- gehen. Josi hat entdeckt, dass es einen »Trick« (mathematisch ausgedrückt: das Distributivgesetz) gibt, mit dem sie vom Erdgeschoss gleich ins Dach zum Ergebnis gelangt. Alle gehen anders mit dem gleichen Aufgabenformat um und bei der gemeinsamen Besprechung kann jeder seine Ergebnisse und Fähigkeiten einbringen. Die »Mal-Plus-Häuser« (Abb. 1) sind ein Beispiel für sogenannte »substan- tielle Lernumgebungen«, die auf dem didaktischen Prinzip der natürlichen Differenzierung basieren. Sowohl indi- vidualisiertes Lernen als auch der Aus- tausch in der Gruppe sind wichtige Teile dieses Konzepts. Vom »Wollen« und »Müssen« Unterrichtsentwicklung braucht eine möglichst breite Basis im Kollegium, um nachhaltig wirken zu können. Dafür sind gemeinsame Treffen, Absprachen, Fort- bildungen und Unterstützung innerhalb und außerhalb des eigenen Systems not- wendig. Gerade in kleinen Grundschulen ist dies aber problematisch: Die Kolle- ginnen und Kollegen sind bereits mit einer Reihe von Aufgaben und (Mehr- fach-)Funktionen versorgt. Zusätzliche Termine werden als Belastung wahr- genommen, trotz der Aussicht auf eine spätere Entlastung im Unterricht. In der Schule Scheeßeler Kehre haben wir uns deshalb auf einen Weg verstän- digt, der unter folgenden Motto steht: Das, was wir pädagogisch und didak- tisch wollen, mit dem verbinden, was wir sowieso tun müssen. ZLV und Unterrichtsentwicklung Bereits zum zweiten Mal ist an unserer Schule die Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik Teil der Ziel- und Leis- tungsvereinbarungen (ZLV). Angeregt werdendieseZieledurchdiethematische Arbeit im Projekt »SINUS an Grundschu- len«. Von 2007–2009 stand für unsere Schule die Förderung des handlungsori- entierten Lernens im Fokus: Die Schule richtet eine Mathematikwerkstatt ein, die jede Klasse wöchentlich nutzen soll. Dies ist heute ein fest integrierter Be- standteil des Fachunterrichts und der Schulkultur. In der aktuellen ZLV steht die Arbeit mit den genannten substanti- ellen Lernumgebungen im Mittelpunkt. Ziel ist es, dass alle Fachkolleginnen diese Aufgabenformate regelmäßig im Unterricht einsetzen und so das indivi- dualisierte und differenzierte Lernen im Klassenverband fördern. Beiden Ziel- und Leistungsvereinba- rungen ist gemein, dass sie sehr kon- kret sind. Der Nutzen für den eigenen Unterricht wird für die Kolleginnen schnell greifbar und nicht nur fachfremd Unterrichtende berichten, wie sehr sie die konkreten und direkt einsetzbaren Materialien motivieren, Neues wirklich zu erproben und den eigenen Unterricht zu verändern. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit an einem bei- spielhaften Aufgabenformat die Unter- richtsentwicklung stärker fördert, als die theoretische Auseinandersetzung mit einem pädagogisch-didaktischen Inhalt, der erst in einem zweiten Schritt eine praktische Umsetzung erfährt. Die Anbindung gewünschter Unter- richtsinhalte an die ZLV schafft zudem ein hohes Maß an Verbindlichkeit: Das gesamte Fachkollegium Mathematik macht die Weiterentwicklung des Leh- rens und Lernens bewusst zu seiner Aufgabe, Veränderungensinitiativen bleiben nicht das »Hobby« einzelner Kolleginnen. Durch den offiziellen und schulöffentlichen Charakter wird zudem nach innen und außen deutlich: Das ist unser gemeinsames Ziel. Neue Rolle der Fachkonferenz Neben dem Instrument der Ziel- und Leis- tungsvereinbarungen spielt die Fachkon- ferenz als bestehendes Organ eine ent- scheidende Rolle. Zur Umsetzung und Evaluierung der Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik wurde kein neues Team, das eigene, zusätzliche Treffen erfordert, gebildet, sondern ein bereits bestehendes mit der Aufgabe betraut. Die regelmäßig tagende Fachkonferenz wird vom Gremium zum Ort der Entwicklung neuer Unterrichtsprojekte, der Fortbil- dung und der gemeinsamen Reflexion Grundschule Vorhandene Strukturen für Teamarbeit nutzen Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik Wer den Fachunterricht nach dem Prinzip der Individualisierung ver- ändern will, für den sind Koopera- tion und verbindliche Absprachen unausweichlich. Wie kann ein Ent- wicklungsprozess mit allen Fach- kolleginnen und -kollegen im Schul- alltag verankert werden? Welche vorhandenen Strukturen können ge- nutzt werden, um die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten? Welche Rolle spielen äußere Impulse für diese Arbeit? 45 2025 5 45 16 412 4 13 Abb. 1: Beispiel für substanzielle Aufgaben: Mal-Plus-Häuser