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Unterrichtsentwicklung

Ziele, Hindernisse und Gelingensbedingungen

Hamburg macht Schule 1|2011 13 Unterrichtsentwicklung im Team Einleitung Teamarbeit ist wichtig … »Gerade in Schulen, deren Unterricht gut beurteilt wird, nehmen wir ein ho- hes Maß an informell geleisteter und ge- steuerter Teamarbeit wahr.« So heißt es im Jahresbericht der Hamburger Schul- inspektion 2009/2010 (S. 73). Dies deckt sich mit Ergebnissen der Forschung zur Schul- und Unterrichtsqualität, in der die Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern als ein zentraler Faktor für die Qualität und Effektivität von Schule und Unterricht beschrieben wird: »Durchweg scheint es so zu sein, dass in nachweislich guten Schulen das Ausmaß [an Koopera- tion von Lehrern] höher und vor allem: die Art der Kooperation zwischen den Lehrkräften anspruchsvoller ist als in we- niger erfolgreichen Schulen.« (Terhart/ Klieme 2006, S. 163; vgl. auch Steinert et al., 2006, 186f.). Unter »guten Schu- len« werden hier Schulen verstanden, in denen die Schülerinnen und Schüler hö- here Leistungen zeigen, als es nach ihrem sozialökonomischen Status zu erwarten wäre. Bastian und Seydel unterstreichen dies, wenn sie feststellen, dass sich gute Schulen zwar in ihren pädagogischen Konzepten unterscheiden, für die Qua- lität aber weniger die »Originalität der pädagogischen Ideen«, sondern vielmehr »die Konsequenz der gemeinsamen Um- setzung« von großer Bedeutung ist (vgl. Bastian/Seydel 2010, S. 6). Dass die Fähigkeit zusammen zu arbeiten und gemeinsam an einem Strang zu ziehen für die Qualität von Unterricht sowie für den Entwicklungsprozess einer Schule eine entscheidende Rolle spielt, scheint unstrittig zu sein. … findet aber selten statt Über die allgemein wichtige Rolle von Lehrerkooperation für Entwicklungs- prozesse hinaus zeigen die empirischen Untersuchungen aber auch »[…] sehr deutlich, dass diese Kooperation [an Schulen] entweder gar nicht oder nicht in notwendigem Maße bzw. nicht in an- spruchs- und wirkungsvollen Formen stattfindet.« (Terhart/Klieme 2006, S. 163) Diese Grundaussage unterstreicht auch die Hamburger Schulinspektion, indem sie feststellt, dass die Zusammen- arbeit meist informell und wenig institu- tionalisiert stattfindet und systematische Kooperationsstrukturen, »die sich durch geregelte und verbindliche Zeitressour- cen zur konkreten Weiterentwicklung von Unterricht auszeichnen«, selten anzutreffen sind (vgl. Jahresbericht 2009/2010, S. 73). Für eine Weiterentwicklung der Praxis wäre also zu klären, welche Schwierig- keiten es bei der Einführung von Team- arbeit gibt und wie es Kollegien gelungen ist, gemeinsam an der Entwicklung von Schule und Unterricht zu arbeiten. Die Erfahrungsberichte in diesem Schwer- punkt zeigen, dass es vielfältige Beispiele für langfristig vereinbarte, im Unterricht hilfreiche und unterm Strich entlasten- de Formen der Zusammenarbeit gibt. In jedem Beispiel lassen sich Ansatzpunkte und Potentiale für den eigenen Schulall- tag entdecken Um einen Überblick zu diesem The- ma zu bekommen, soll hier zunächst der Diskussionsstand anhand von vier Fragen skizziert werden: • Was wird unter Team und Teamarbeit verstanden? • Welche Ziele und Vorteile hat Lehrer- kooperation? • Welche strukturellen und individu- ellen Hindernisse gibt es? • Was trägt zum Gelingen von Teamar- beit bei? Teamarbeit – eine Begriffsklärung Das englische Wort Team wird nicht nur mit Gruppe, sondern auch mit Arbeitsge- meinschaft oder Mannschaft übersetzt. Hier deutet sich bereits ein Unterschied an: Während Gruppen nicht zwingend gemeinsame Ziele entwickeln, zeichnet sich eine (Sport-)Mannschaft unter an- derem dadurch aus, dass sie einen stär- keren Zusammenhalt hat, ein gemein- sames Ziel verfolgt und die Aufgaben arbeitteilig bewältigt. Um eine Gruppe von Menschen als Team bezeichnen zu können, müssen bestimmte Qualitätskri- terien erfüllt sein, die in der Literatur vielfältig, u.a. für kooperative Arbeits- weisen bei Schülerinnen und Schülern, beschrieben werden. Die Qualitätskrite- rien für ein Team schlüsselt Heymann in einer Arbeitsdefinition wie folgt auf: »Eine Gruppe […] wird zu einem Team, wenn • sie über eine Aufgaben- und Zielorien- tierung verfügt, die von allen Mitglie- dern geteilt und getragen wird; • Mitglieder je nach ihren Möglich- keiten, Fähigkeiten und Erfahrungen zur Bewältigung der gemeinsamen Aufgabe und Erreichung des gemein- samen Ziels beitragen; • die Mitglieder untereinander offen kommunizieren können und Mittel entwickelt haben, im Rahmen ihrer Zusammenarbeit Interessengegen- sätze auszubalancieren; • die Gruppe nicht nur im eigenen Saft schmort, sondern auch mit der Außen- welt vernünftig kommunizieren kann; • sich eine deutliche Team-Identität […] und ein Zusammenhörigkeitsge- fühl […] entwickelt.« (vgl. Heymann 2007, S. 6f.) Insofern kann nicht jede Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern, die in einem Jahrgang arbeitet oder das gleiche Fach unterrichtet, immer auch als Team be- zeichnet werden, aber jedes Team ist im Hinblick auf die Gruppendynamik der Mitglieder und das Durchlaufen der unterschiedlichen Entwicklungsphasen eine Gruppe. Lehrerkooperation – warum? Eine systematische Veränderung des Un- terrichts geht nicht alleine … sie braucht das Team. Das wird leicht erkennbar, wenn man sich eine einschlägige De- finition anschaut. Nach Bastian bei- spielsweise werden unter Unterrichts- entwicklung »[…] alle systematischen und gemeinsamen Anstrengungen der an Unterricht Beteiligten, die zur Ver- besserung des Lehrens und Lernens und seiner schulinternen Bedingungen bei- tragen«, verstanden (2007, S. 29). Schaut man sich darüber hinaus an, welche Entwicklungsziele aktuell dis- kutiert werden, dann wird noch einmal mehr deutlich, dass kein Lehrender dies alleine bewältigen kann; so die stärkere Berücksichtigung der Indivi- dualität der Schülerinnen und Schüler, die damit verbundene Veränderung der Aufgabenkultur im Fachunterricht, die Kompetenzorientierung, aber auch