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Hamburg macht Schule 10 2011

Erste Erfahrungen von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und Informationen zur Evaluation

Hamburg macht Schule 3|2011 8 Bildungspolitisches Forum Die Rolle der Kernfächer in der Profiloberstufe »21 Century Life sci- ences«, »mcg.macht- der-ideen.com«, »Die Wissenschaft vom Leben erleben«, »Mercedes,VW&Co– Herausforderung für Naturwissenschaftler und Ingenieure«: so lauten die Titel der vier am Matthias- Claudius-Gymnasium angebotenen Profile. Langehabendiean derProfilentwicklung beteiligten Kolleginnen und Kollegen da- rüber diskutiert, ob man derartige Titel für die Profile wählen sollte oder lieber Bezeichnungen, wie wir sie zu Beginn der Entwicklungsarbeit zur Benennung der ProfilbereichevonBehördenseiteverwen- deten: Informatik und Gesellschaft, Spra- che und Naturwissenschaft, Natur und Umwelt, Naturwissenschaft und Technik. Die Entscheidung fiel für die erstge- nannten Varianten, um Schülerinnen und Schülern bereits im Titel den roten Faden der Profilarbeit zu verdeutli- chen, was bei manchem Namen schnell gelingt, bei anderen zu beabsichtigtem Nachdenken einlädt. Ziel bei der Profilentwicklung und im Profilcurriculum war also der rote Faden durchdieeinzelnenFächerinnerhalbdes Profils, durch den fächerverbindender und möglichst fächerübergreifender Unterricht erzielt werden kann. Darin besteht der größte und entscheidende Vorteil der Profiloberstufe im Vergleich zum Leistungskurs-/Grundkurssystem. Der Profilunterricht hat einen verstärkt propädeutischen Charakter und ruft eine höhere Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit den Unterrichtsinhalten hervor, wodurch auch eine intrinsische Motivation leichter erzielt werden kann. Welche Rolle nehmen nun die Kernfä- cher in der Profiloberstufe ein? Wir haben uns bei der Entwicklung der ProfileamMatthias-Claudius-Gymnasium bewusst dafür entschieden, die Kernfä- cher inhaltlich zunächst nicht daran zu knüpfen,dawirdiestringenteZusammen- arbeit zwischen den im Profil unterricht- enden Kollegen in den ersten Jahrgängen nicht durch zu viele Beteiligte gefährden wollen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die fächerverbindende und vor allem fä- cherübergreifende Zusammenarbeit zwischen drei bis vier Profilkolleginnen bzw. -kollegen grundsätzlich gut gelingt, aber ein hohes Maß an organisatorischen Voraussetzungen erfordert (z.B. gemein- same Unterrichts- und Planungszeiten). Ich bin der Meinung, dass der von der Profilarbeit isolierte Unterricht in den Kernfächern in der Anfangsphase der Profiloberstufe sinnvoll war. Wenn die ersten Erfahrungen mit der Profi- loberstufe verarbeitet wurden, sollte die Einbindung von Kernfächern in die inhaltliche Profilarbeit weiterverfolgt werden. So diskutieren wir derzeit die Einbindung des Kernfachs Mathematik in das technische Profil sowie der Kern- fachfremdsprache in das fremdsprach- liche Profil. Hamburgweit hat das Kernfachsystem dem breiten Fremdsprachenangebot, zumindest auf erhöhtem Niveau, ge- schadet. Für viele Schulen ist ein Kern- fachkurs in Französisch, Latein oder Spanisch nicht organisierbar, da die mei- sten Schülerinnen und Schüler Englisch als Kernfachfremdsprache belegen. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die eine Abiturprüfung in einer dieser Sprachen ablegen, ist deutlich gesunken. Am Matthias-Claudius-Gymnasium ha- ben wir auch deshalb das Fach Englisch im fremdsprachlichen Profil als profilge- bendes Fach angeboten (also ohne Ein- bindung des Kernfachs Englisch), um den Schülerinnen und Schülern die Möglich- keit zu geben, als Kernfachfremdsprache aus dem Angebot auszuwählen. Realisier- baristdiesabernuraufgrundeinesgroßen Oberstufensystems im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit dem Charlotte-Paul- niert. Insbesondere in Kurzfächern sind Unterricht und Lernzielkontrollen den Oberstufenansprüchen angepasst wor- den. Eine Konferenz aller Lehrkräfte in Jahrgang 10 im Schuljahr 2010/11 hat Eckdaten der Qualitätsentwicklung fest- gelegt. Die einzelnen Fachgruppen arbei- ten seither Kriterien und Aufgabentypen sukzessive aus. Für die konkrete Vorbereitung der Profilwahl gibt es am Wilhelm-Gymna- sium vier Maßnahmenbereiche: Informationsstunden durch den Ober- stufenleiter in den 10. Klassen im 1. Halbjahr, anschließend ein großer Informationsabend für Eltern, Profilvorstellungen durch Oberstufen- schüler in den 10. Klassen – mit und ohne Begleitung durch Lehrkräfte, reger informeller Austausch mit äl- teren Schülerinnen und Schülern, der gerade im kleinen System sehr persön- lich und wirksam ist, Einzelberatung von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern durch Lehrkräf- te und Oberstufenleitung. Insgesamt hat sich seit Einführung der Profiloberstufe die Mobilität der Schüle- rinnen und Schüler zwischen den Schu- len erhöht: ein sicheres Zeichen dafür, dass bereits ein stärkeres Bewusstsein für die anstehende Entscheidung vor- handen ist. So haben wir in diesem Sommer zum 1. Semester zehn Schüle- rinnen und Schüler abgegeben und 23 aufgenommen. Welche Bedeutung die dargestellten Entwicklungen langfristig für die Stu- dierfähigkeit, Alltagstüchtigkeit und Le- benszufriedenheit der jungen Erwach- senen haben, wird die Zukunft zeigen. Unterdessen begleiten wir am Wilhelm- Gymnasium die uns anvertrauten und uns vertrauenden Schülerinnen und Schüler vor und auf der »Zielgeraden« mit Leidenschaft. Dr. Martin Richter Abteilungsleitung Wilhelm-Gymnasium Sven Mérono