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Hamburg macht Schule 10 2011

Schulversuch Alles»könner

Hamburg macht Schule 3|2011 42 BSB-Info Dr. Anke Plum präsentiert mit Schülern der 8. Klasse Gymnasi- um Ohmoor Ergebnisse des Schachtel-Projekts »Alles»könner« Gemeinsames Ziel Im Team kompetenzorientierten Unterricht gestalten Halbzeit im fünf Jahre dauernden Schulversuch »alles»könner«: Einen Tag lang öffneten die 48 beteiligten Schulen Mitte September für Eltern, Lehrer und Inte- ressierte die Türen, um Einblicke in ihre veränderte Unterrichtsgestaltung und Schulorganisation zu geben. Wie lernen Sie? Lesen Sie zuerst eine Ge- brauchsanweisung oder tippen Sie wild auf ihrem Handy herum, bis Sie irgend- wie die Funktionen verstehen? Oder las- sen Sie sich lieber von jemandem zeigen, wie es geht? Lernwege sind individuell, erworbene Kompetenzen unterschied- lich. Genau da setzt der Schulversuch »alles»könner« an: Seit 2008 werden moderne Formen entwickelt, um die individuellen Kompetenzen der Schüler zu erfassen und zu beschreiben – in für Eltern und Schüler verständlicher Art. Denn: Was sagt eine Note in einem Fach über das tatsächlich Gelernte und damit über die erworbenen Kompetenzen aus? Bekommen zwei Grundschüler eine zwei in Deutsch, heißt das noch lange nicht, dass sie gleich gut lesen können. Doch wie lässt sich beobachten und beschrei- ben, was jeder der beiden in Deutsch schon kann und was er noch lernen muss? Für Lehrkräfte heißt das: Wel- che Kompetenzen sollen Schüler konkret erwerben und welche Unterstützung benötigen sie bei ihrer individuellen Lernentwicklung? Aus den Antworten folgt, wie sie ihren Unterricht gestalten. Das wirkt weit in die Schulorganisati- on hinein und setzt einen langfristigen Entwicklungsprozess in Gang. Die rund 1000 Lehrkräfte und Schulleitungen der 48 »alles»könner«-Schulen haben fünf Jahre Zeit, entsprechende Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Die neunjährige Jenny aus der Ganz- tagsschule Maretstraße hält Karten mit römischen Ziffern hoch. Sie ist gerade Chefin in einer jahrgangsgemischten Lernwerkstatt. Die Atmosphäre im Klas- senraum ist entspannt. Die Schüler, da- runter auch Kinder mit Förderbedarf, sind hochmotiviert. Lehrerin Diana Schi- rin beobachtet das lebendige Geschehen von der Seite aus und erzählt von ih- ren Erfahrungen ohne herkömmlichen Frontalunterricht: »Anfangs hatte ich Angst die Kontrolle zu verlieren, weil mir der Überblick fehlte. Aber nun weiß ich viel genauer, wo die einzelnen stehen, wo ihre Stärken und Schwächen lie- gen.« Jenny hasste Mathematik, bis auf die römischen Zahlen, wie Diana Schirin herausfand. Das machte sie zur Chef- sache und verbunden mit Einzelarbeit, kann die Schülerin in Mathematik nun mithalten. »Früher wäre sie verloren gewesen«, ist sich die Lehrerin sicher. Montags notieren die Schüler in ihrem »Timer« wie ihre Woche aussehen soll. Neben der Lernwerkstatt, in der sie in- dividuell und gemeinsam Inhalte erar- beiten – zum Teil spielerisch und auch mit Körpereinsatz – können sie sich die einzelnen Fächer frei einteilen. Au- ßerdem befestigen sie in einem großen Tor an der Wand eine Karte mit ihrem Lernziel. »Sie haben sich rasant an das selbstständige Arbeiten gewöhnt und gestalten ihr Tempo selbst«, berichtet Klassenlehrer Marco Schönbrunner. Er hat in den Fachstunden seinen festen Ort im Raum. Haben Schüler Fragen oder brauchen Hilfe, kommen sie zu ihm und befestigen mit einer Wäscheklammer ih- ren Namen auf der Warteleine. So wis- sen sie, wann sie dran sind. Am Ende der Woche unterschreiben die Eltern im Timer den Stundenplan und können se- hen, womit sich ihr Kind beschäftigt hat. »Das Eigenartige ist: Auf einmal kann ein Schüler etwas und ich weiß nicht, wie er es gelernt hat«, erzählt er von ungewohnten Lehrererfahrungen. Nicht selten bringen sich die Schüler unter- einander etwas bei. Eine erfolgreiche Methode, die zuvor kaum Raum hatte. Im Klassenraum gibt es rundum Lerninseln für die Fächer. Dort finden die Schüler speziell entwickelte Mate- rialien und Lernhilfen. Haben sie sich ein Thema erarbeitet, machen sie ei- nen Test, den sie auch mal wiederholen können, wenn es noch nicht so richtig klappt. Das Ergebnis wird als Balken auf »ihrer« Seite markiert, auf der alle zu erreichenden Kompetenzen für dieses Schuljahr aufgeführt sind. So behalten sie den Überblick, wie auch Lehrer und Eltern. Die beiden Lehrer schätzen es sehr, viel handlungsorientierter und in- dividueller unterrichten zu können. Der Erfolg lässt sich nicht allein an der deut- lich verbesserten Lesekompetenz aller Schüler ablesen. Schulleiterin Dana Schöne beschreibt sich selbst als Überzeugungstäterin. Zwar seien noch nicht alle 40 Kollegen mit im Boot, doch »bauen wir die Struk- turen um, damit die neuen Unterrichts- konzepte bei allen ankommen können.« Mittlerweile haben die »alles»könner« einen festen Platz im Schulorganigramm: Sie beraten sich alle sechs Wochen zu- sammen mit der vierköpfigen Steuer-