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Hamburg macht Schule 10 2011

Ein Blick in Hamburgs Vorbereitungsklassen

Hamburg macht Schule 3|2011 38 BSB-Info zwischen den Jugendlichen, die seit meh- rerenMonatendieseKlassebesuchenund den frisch eingetroffenen. Juan-Carlos ist seit einem Monat in Hamburg. Er war das Wochenende in Berlin; was hat er alles gesehen und erlebt – allein ihm fehlen die Worte. Man sieht dem Kolumbianer an, wie er nach Worten ringt und wie er darunter leidet, zur Sprachlosigkeit verdammt zu sein. »Ich bin nach Berlin gereist«, nimmt er schließlich als neue Wörter mit nach Hause. »Im Schnitt können unsere Schüler nach drei Monaten deutsch verste- hen und antworten«, berichtet Undine Gordobil. Die Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an der Schule Gries- strasse ist begeistert von den schnellen Lernerfolgen ihrer Schülerinnen und Schüler. Ihre Kollegin Marianne Radel- fahr, Klassenlehrerin der VK9, stellt sich der Aufgabe, die Schüler in sehr kurzer Zeit auf Abschlussniveau zu bringen: »Ich fordere sie auf die Nachrichten zu schauen. Das ist schon sehr anspruchs- voll.« Herausstechend ist die außeror- dentliche Motivation der Kinder: »Diese Kinder wollen lernen! Sie setzen ihre Hoffnung auf die Schule und die Spra- che. Das ist ihre Perspektive, ihre Le- benschance!« betont Radefahr. Als Lehrerin einer Vorbereitungsklas- se müssen sie sich der Herausforderung stellen, jederzeit neue Schüler in die Klasseaufzunehmenundjedeneinzelnen individuell zu betreuen und zu fördern. »Das ist, je nach Zusammensetzung ei- ner Klasse, jedes Jahr anders und immer spannend«, so Gordobil. Die Rolle der langjährigen Pädagoginnen geht oftmals über normale Aufgaben einer Klassen- lehrkraft hinaus. Sie springen schon mal ein als akute Nothilfe, wenn Mädchen zu Hause Probleme haben, oder keine Eltern da sind und vermitteln Kontakte zu unterstützenden Einrichtungen. Ortswechsel in die Grundschule der Ganztagsschule St. Pauli. »Hallo, schön, dass du da bist!« singen acht Dritt- und Viertklässler und tanzen im Kreis. Die Klassenlehrerin Kirsten Gaschler zeigt mit Bildern den heutigen Stunden- plan: Deutsch, Sport, Kunst und wieder Deutsch. Während im Anschluss die Schülerinnen und Schüler mit verteilten Rollen lesen und Aufgaben im Arbeits- heft bearbeiten, wird ein Mädchen aus Gambia von einer Kollegin abgeholt, da sie zuerst Schreiben lernen muss. In der Vorbereitungsklasse der Grund- schule sind insgesamt 14 Kinder ange- meldet. Noch sind nicht alle eingetrof- fen. Sie kommen aus Griechenland, Großbritannien, Bulgarien, Rumänien, Polen, Serbien, Sri Lanka und Gambia. Eine bunte Mischung. »Heterogenität ist Klaudia (14), aus Polen, möchte gerne Kriminalpo- lizistin werden (oben links). Hamet (15), aus Afghanistan, musste zuerst die lateinische Schrift lernen (unten links). Tatjana (22), aus Russland, absolviert eine Ausbil- dung in der Verwaltung (unten rechts). Martha (9, li.) und Daisy (10), aus England, lernen seit einer Woche deutsch (großes Bild oben).