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Hamburg macht Schule 10 2011

Ein Blick in Hamburgs Vorbereitungsklassen

Hamburg macht Schule 3|2011 36 BSB-Info Die Vorbereitungsklasse 7/8 Ein Blick in Hamburgs Vorbereitungsklassen Ihnen fehlen die Worte – in Deutsch Vorbereitungsklassen bereiten schulpflichtige Mädchen und Jungen, die aus dem AuslandneunachHamburgziehen,aufdenBesucheiner›normalen‹Regelklassevor. Zurzeit besuchen 740 Schülerinnen und Schüler in Hamburg eine ABC- oder Vorberei- tungsklasse an insgesamt 24 Schulstandorten. – »HMS« hat zwei Schulen besucht. »Für mich war es eine Katastrophe, als ich nach Deutschland kam«, berichtet Klaudia (14) von der Stadtteilschule Mitte, Standort Griesstraße. Herausgerissen aus dem Freundeskreis in ihrer polnischen Heimat kam sie als elfjährige im Juli 2009 zusammen mit ihrer Mutter, dem Stiefva- ter und den vier jüngeren Geschwistern in Hamburg an. Sie konnte nur ein einziges deutsches Wort: »Danke«. »Ich habe die Schule gehasst und wollte am liebsten nur heulen«, sagt sie über die ersten Tage. Geholfen hat ihr in dieser schweren Zeit, dass die Lehrkräfte sehr nett waren und, dass sie ein wenig englisch konnte. Gut zwei Monate später war das Schlimmste überstanden, und sie begann deutsch zu verstehen und zu reden. Im Anschluss an die Vorbereitungsklasse 7/8 besuchte sie die Regelklasse 7. Heute ist sie in ihrer 8. Klasse voll integriert, hat Freunde und Freundinnen gefunden. Den Sprachtest des Goethe-Instituts hat sie mit Bravour gemeistert. Nein, zurück will sie nicht; sie hat andere Pläne: zuerst den Realschul- abschluss machen und danach möchte sie Kriminalpolizistin werden. Dass sie den nötigen Kampfgeist dafür hat, beweist sie nicht nur in der Schule: Sie ist Norddeut- sche Meisterin im Boxen. Hamet (15) hatte es schwerer. Er ließ vor einem Jahr, neben den Freunden und seinem vertrautem Umfeld, auch seine Eltern und zwei ältere Geschwi- ster in Afghanistan zurück. »Meine El- tern wollten, dass ich mehrere Sprachen lerne«, sagt er. Jetzt wohnt er bei seiner Schwester und ihrer Familie in Mümmel- mannsberg. In seiner Vorbereitungsklas- se VK9 der Schule Griesstraße wurde er sehr freundlich empfangen. Das half ihm die ersten schweren zwei Monate zu überstehen. »Ich dachte, Deutsch ist ganz leicht und ich könnte es schnell ler- nen, aber es ist sehr schwierig und ich bin froh, dass ich es gut geschafft habe, bis jetzt.« Auch wenn er das lateinische Schriftbild erst noch lernen musste, so gehören doch heute Deutsch und Mathe zu seinen Lieblingsfächern. In seiner 16 Köpfe zählenden Klasse sind noch vier an- dere Schüler aus Afghanistan, aber »wir sprechen nur Deutsch«, betont er. Trotz Heimweh will auch Hamet nicht zurück gehen. Sein Ziel ist im nächsten Jahr der Hauptschulabschluss und danach der Realschulabschluss. Sein Traumberuf ist in einer Bank oder einer Apotheke zu arbeiten. Die Atmosphäre im Klassenraum der Vorbereitungsklasse VK 7/8 in der Schule Griesstrasse ist ruhig und konzentriert. Neun Kinder aus sieben Ländern bespre- chendieKlassendienstefürdieWoche.Die 13bis15-jährigenSchülerinnenundSchü- ler kommen aus Italien, Polen, Serbien und Südamerika. »Uros, was willst du heute machen?« fragt Lehrerin Gordobil. Der 15-jährige Serbe, seit einem Monat in Deutschland,sagt:»fegen«.Dannstutzter und fragt sicherheitshalbernach:»Was ist das?« Mathilde aus Italien holt den Besen, worauf Uros sofort reagiert: »Nein, nein, nein! Ich Papier!« »Du willst das Papier rausbringen?« hilft die Lehrerin. Uros nickt heftig und scheint erleichtert. Das vergangene Wochenende ist das nächste Thema in der Stunde. Die Schülerinnen und Schüler berichteten mehr oder weni- ger flüssig. Es gibt deutliche Unterschiede Weiter auf S. 38