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Hamburg macht Schule 10 2011

Zwei Seiten einer Sache

Hamburg macht Schule 3|2011 26 Thema »Jetzt fragen Sie sicher das, was alle Be- sucher fragen: Was uns an dieser Schu- le nicht gefällt …«. Drei Schülerinnen des 8. Jahrgangs an der Offenen Schule Waldau in Kassel eröffneten mit diesen Worten ein Gespräch mit der sechsköp- figen Besuchergruppe aus Hamburg. Die Antwort auf die nicht gestellte Fra- ge kommt prompt, verblüffend und klar: »Wir lernen hier frei und selbstständig zu arbeiten. Das finden wir gut; aber wir würden gerne noch mehr selbst bestimmen können.«; die Saat ist auf- gegangen. Wir, die Besuchergruppe der Gesamtschule Bergedorf (GSB), waren letztes Jahr ausgeschwärmt, um einen Blick über den Zaun zu werfen, auf der Suche nach Beispielen für gelingende Schule, angetrieben durch das Ziel die eigene Arbeit durch neue Impulse weiter zu entwickeln. Unter den Leitaspekten »Das nehme ich mit …« und »Das lasse ich lieber da …« wurden die Ideen aus- gewählt, bewertet und mündeten in ei- nen umfassenden Konzepterarbeitungs- prozess. Aber was leitet uns dazu, das Schulkonzept insgesamt neu zu denken? Die GSB ist eine Schule mit einer langen Tradition an innovativen Ideen. Auf der Basis unseres Leitbildes zielt die Entwick- lung der Schule »auf Individualisierung des Lernens, Stärkung des selbstverant- worteten Lernens durch Veränderung des Unterrichts, Binnendifferenzierung statt äußerer Leistungsdifferenzierung, Stärkung der Schülerbeteiligung, Aus- bau der Feedback-Kultur, Öffnung und Vernetzung der Schule.« (Nietzschmann/ Vieluf 2006). Immer wieder standen und stehen Curriculumentwicklung und Schritte in der Schulentwicklung mitein- ander in enger Beziehung: Schulinterne Curricula beschreiben vor allem auf der Ebene des Unterrichts die Weiterentwick- lung und Veränderung von Schule und Lernen. Stoßen sie an strukturelle Gren- zen, müssen entsprechende Änderungen in der Struktur vorgenommen werden. Andererseits schafft Schulentwicklung auch Spielräume und Gestaltungsnot- wendigkeiten für die Curricula. Dieses Wechselverhältnis von schulinternem Curriculum und Schul- und Unterrichts- entwicklung an unserer Schule, möchte ich im Folgenden an einigen Stationen und der neusten Entwicklung darstellen. Methodencurriculum und kompetenz- orientierte Unterrichtseinheiten Im Rahmen der Teilnahme am Schul- versuch »d18 – selbstverantwortete Schule« standen die Entwicklung eines Methodencurriculums für die Sekun- darstufe I und die damit einhergehende Einführung des Faches »Lernwerkstatt« mit dem Schwerpunkt »Das Lernen ler- nen« im Vordergrund. Wir hatten nach der Einführung der Profilklassen für die Jahrgänge 9 und 10 festgestellt, dass wir die Methodenkompetenz der Schüler bis dahin ausbauen müssen, damit sie die mit der Profilarbeit verbundenen Mög- lichkeiten nutzen können. Diese Metho- denkompetenzen sind: Informationen aus Texten, Diagram- men und Bildern entnehmen zu kön- nen; sich Hilfe organisieren können, wenn man alleine nicht weiter kommt; in verschiedenen Sozialformen selbst- ständig und kooperativ arbeiten kön- nen; Ergebnisse adressatengerecht präsen- tieren können; Lern- und Arbeitsprozesse planen und organisieren können. Für das Erreichen dieser Ziele haben wir das zusätzliche Fach »Lernwerkstatt« für die Jahrgänge 5–7 eingerichtet und ein entsprechendes Curriculum entwi- ckelt (siehe Linkliste und Abb.). Die Tu- torinnen und Tutoren eines Jahrganges verabreden die Arbeitsschwerpunkte in der Lernwerkstatt und die Erfahrungen werden an den Folgejahrgang weiter- gegeben. Für die anderen Fächer und Lernbereiche gilt die Vereinbarung, dass möglichst oft und bewusst auf die vermittelten Methoden zurückgegriffen wird, damit die erworbenen Kompe- tenzen auch zur Anwendung kommen. Im Rahmen des zweiten laufenden Schulversuches alles»könner (Kom- petenzen individualisiert entwickeln) wird ebenfalls an der Entwicklung von Curriculumbausteinen gearbeitet: Es werden einerseits kompetenzorientierte Unterrichtseinheiten für die Kernfächer und die Naturwissenschaften entwickelt und erprobt und andererseits hat die schulinterne ›AG alles»könner‹ Selbst- einschätzungs- und Rückmeldebögen für die Kernfächer und für den Bereich der überfachlichen Kompetenzen entwickelt. Dennoch stellen wir fest, dass wir im Fachunterricht noch zu wenige Momente haben, in denen das selbstständige Ar- beiten für die Schülerinnen und Schüler ermöglicht und gefordert wird, und somit Curriculumarbeit und Schulentwicklung Zwei Seiten einer Sache Schulinterne Curricula beschreiben vor allem auf der Ebene des Unter- richts die Weiterentwicklung und Veränderung von Schule und Ler- nen. Innovationen werden schrift- lich festgehalten und münden in konkrete Konzepte und Curricu- lumbausteine. Die Arbeit mit den Curricula macht wiederum weitere Entwicklungsschritte deutlich. Die- ses Wechselspiel prägt eine lange Geschichte der Schulentwicklung. Stadtteilschule