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Hamburg macht Schule 10 2011

Das Curriculum zur Sache der Schule machen

Hamburg macht Schule 3|2011 22 Thema Mut zur Entwicklung! Das Curriculum zur Sache der Schule machen Förderschule HMS: Sie sind stellvertretender Schul- leiter an der Anne Frank Schule, einer Förderschule, und haben an Ihrer Schu- le die Entwicklung eines schulinternen Curriculums als einen Arbeitsschwer- punkt gewählt. Erzählen Sie doch bitte einmal, wie es dazu kam. Jörg Behnken (JB): Unsere Motivation zu einem schulinternen Curriculum hat zwei Gründe. Zum einen haben Förder- schulen in Hamburg derzeit keine gül- tigen Bildungs- oder Rahmenpläne. Für die Arbeit in der Praxis muss es aller- dings Festlegungen in den Inhalten und der Rahmung des Unterrichts geben. Deshalb haben wir an unserer Schule selbst die Verantwortung übernommen und begonnen, diese Festlegungen vor- zunehmen. Der zweite Grund liegt in den Ver- änderungen der Schule, die auch die Arbeit verändert: der Unterricht wird individualisiert; die Raumgestaltung hat sich verändert; die Lernumgebung ist di- gitaler geworden. Darüber hinaus läuft an unserer Schule in den Jahrgängen 8 und 9 das Kompass-Projekt: Die Schüle- rinnen und Schüler sind zwei Tage die Woche in einem Praktikumsbetrieb – demnach stellte sich auch das Problem, dass Lerninhalte für die verbleibenden drei Schultage reduziert und angepasst werden müssen. Gerade in diesen Jahr- gängen wurde die Notwendigkeit der Entwicklung eines eigenen Curriculums sehr deutlich. HMS: War die Entwicklung des Curri- culums ein gemeinsames Anliegen des Kollegiums? JB: Wir als Schulleitung haben dieses Projekt aus den eben genannten Grün- den ins Kollegium getragen. So gesehen war es keine Kollegiumsinitiative, aller- dings ist dies auf offene Ohren gestoßen und wir haben uns gemeinsam auf un- sere Ziele verständigt. HMS: Welche Ziele sind dies? JB: Unser Ziel ist, drei verschiedene Elemente eines Curriculums zusammen zu bringen: einen Stoffverteilungsplan, ein Mediencurriculum und die Beschrei- bung von Kompetenzen, die die Schü- lerinnen und Schüler erreichen sollen. Dies soll gemeinsam in ein webbasiertes System eingepflegt werden, damit es für alle Kolleginnen und Kollegen an einem zentralen »Ort« sichtbar und jederzeit abrufbar ist. Dort können ebenso Ver- weise zu Unterrichtsthemen, Materialen, dem Schulprogramm und anderen wich- tigen Aspekten integriert werden. HMS: Wie gehen Sie vor, um dieses Ziel zu erreichen? JB: Wir haben uns zu Beginn des Schuljahres 20010/11 zunächst den Stoffverteilungsplan vorgenommen, weil die Fachinhalte für uns am meisten ver- traut waren. Das Entwickeln von Kompe- tenzbeschreibungen haben wir bewusst als zweiten Schritt gewählt, da die Eini- gung auf bestimmte Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler erreichen sollen, uns zum einen schwerer erschien und zum anderen eine Grundlage in den fachlichen Inhalten haben soll. Der Arbeit am Stoffverteilungsplan ging allerdings schon die Entwicklung eines Mediencurriculums im Schuljahr 2009/10 voraus. Dafür hatte sich eine spezielle Gruppe gebildet, die dies aus- gearbeitet hat. Uns ist dabei zweierlei deutlich geworden: Zum einen ist die gleichzeitige Erarbeitung für alle Jahr- gänge sehr umfangreich. Zum anderen war es oftmals sehr schwierig, einen verbindlichen Medieneinsatz zu planen, ohne zu wissen, an welche Fachinhalte sie anknüpfen können. So haben wir uns zunächst auf die Jahrgänge 8 und 9 bezogen, da im Rahmen des Kompass- Projekts bereits eine inhaltliche Fach- planung vorlag. Gleichzeitig – und so schließt sich der Kreis – wurde uns um so dringender klar, dass wir auch einen Stoffverteilungsplan für alle Jahrgänge brauchen, wenn wir ein umfassendes Mediencurriculum entwerfen. HMS: Beschreiben Sie doch einmal, wie Sie bei der Erarbeitung des Stoff- verteilungsplans vorgegangen sind. JB: Wir haben uns für die Entwicklung ein Jahr Zeit gegeben und es als Arbeits- aufgabe für die Fachkonferenzen festge- legt. Aufgenommen haben wir die Fä- cher Deutsch, Mathematik und Englisch sowie die Lernbereiche Gesellschafts- wissenschaften und Naturwissenschaft und Technik. Zu Beginn des Schuljahres habe ich als Mitglied der Schulleitung pro Fach eine verantwortliche Person benannt, die jeweiligen Fachleitungen. In einer ersten Sitzung haben wir be- sprochen, wie das Endprodukt ausse- hen soll, damit wir ein gemeinsames Ziel ansteuern. Ebenso haben wir das Layout und das Vorgehen festgelegt. Das gesamte Kollegium hat sich dann auf die fünf Fachgruppen aufgeteilt. Die Grup- pen hatten ein Zeitkontingent von fünf Sitzungen à zwei Stunden. Diese Arbeits- zeiten konnten die Gruppen selbststän- dig organisieren – sie waren frei, Ter- mine und Orte sowie ihr Arbeitsschritte selbst festzulegen. Nach ca. einem halben Jahr sind wir mit den Fachleitern wieder zusammen- kommen und haben Zwischenbilanz ge- Ohne die Vorgaben eines Bildungs- plans ist die Freiheit – aber auch die Beliebigkeit – groß. Um Ver- bindlichkeit über die Gestaltung und Ausrichtung des Unterrichts zu schaffen, hat sich ein Kollegium auf den Weg gemacht, ein schulinter- nes Curriculum zu entwickeln. Drei Schritte – selbstständig arbeitende Fachgruppen – und Mut zur Verant- wortung angesichts einer unklaren Zukunft von Förderschulen zeichnen diesen aus!