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Verabschiedung von Peter Daschner

Hamburg macht Schule 4|2010 48 BSB-Info Lieber Peter Daschner, ich habe mir gedacht, dass ich Dir zur heutigen Verabschiedung eine klei- ne Erinnerung überreiche, die ich gerne erläutern möchte. Heinrich Heine hat in seiner Dichtung für sich die Sprecherrolle der zukünf- tigen sozialen Bewegung proklamiert, er wusste aber, dass es diese Bewegung im damaligen Großbürgertum gar nicht gab. Also hat er sich in Umdeutung be- stehender Symbole an dieses bürgerliche Bewusstseinherangeschrieben.Sokonnte ausdennapoleonischenEroberungszügen ein Freiheitskampf, durch den Code civile mindestens ein Gleichheitskampf werden. In diesem Sinne schreibt Heine etwa nach 1845 das Gedicht »Doktrin« und bezeichnet sich als den Tambour der Bewegung. Ich denke, lieber Peter Daschner, Du bist über Jahre hinweg unser Tambour gewesen. Und weil Du bei und für uns getrommelt und geleitet hast, schenke ich Dir eine kleine Zeichnung eines Tam- bours des Hamburgischen Bürgermili- tärs von 1843. Lass mich Dir zum Abschluss das Ge- dicht von Heinrich Heine lesen: Doktrin Schlage die Trommel und fürchte dich nicht, Und küsse die Marketenderin! Das ist die ganze Wissenschaft, Das ist der Bücher tiefster Sinn. Trommle die Leute aus dem Schlaf, Trommle Reveille mit Jugendkraft, Marschiere trommelnd immer voran, Das ist die ganze Wissenschaft. Das ist die Hegelsche Philosophie, Das ist der Bücher tiefster Sinn! Ich hab sie begriffen, weil ich gescheit, Und weil ich ein guter Tambour bin. Lieber Peter Daschner, Du bist vorangegangen, Du hast Dich denbildungspolitischenAufgabengestellt. Im Namen des Amtes für Bildung in der Behörde für Schule und Berufsbil- dung möchte ich Dir unseren Respekt erweisen, und ganz persönlich möchte ich Dir danken. Lass es Dir gut gehen, wir werden uns wiedersehen, Du wirst ohnehin weiter- machen. Wir können Dich und Deinen Rat brau- chen! Christa Goetsch, Senatorin a.D. (…) Gerade unsere Zusammenarbeit in den vergangenen knapp drei Jahren war für mich eine glückliche Erfahrung. Als es wirklich um etwas ging in dieser Stadt, als es wirklich galt aufzustehen und sich in den Wind zu stellen, da gehörtest Du zu jenen Menschen an meiner Seite, für deren Loyalität und unermüdlichen Ein- satz ich besonders dankbar war. Wir sind ja beide Exil-Bajuwaren und haben daher die protestantische Ver- zichtsethik nicht unbedingt mit der Mut- termilch aufgesogen. Auch wenn Dir der vornehme Hanseat immer ein bisschen besser stand als mir. Aber in Bayern ha- ben wir gelernt: »Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil.« Steile Anstiege hast Du nie gefürch- tet. Im Gegenteil: Deine Paradediszi- plin ist die Ausdauer. Und wenn man dabei ein Stück zurückfällt, dann steht man eben wieder auf und geht weiter. Das ist der Weg, den Reformpädago- ginnen und -pädagogen seit über 200 Jahren gehen, und er hat uns immer wieder vorangebracht. Oft mühsam, aber doch stetig. Lieber Peter, ein urkomisches Zitat aus einer dienst- lichen Bewertung über Dich lautet: »Sein VerhaltengegenüberVorgesetztenistfrei- mütig und offen und durch Bereitschaft zur Ausformulierung eigenständiger Be- wertungen gekennzeichnet.« Diesen Satz kann ich sofort unterschreiben. Selbst wenn man sich darüber freuen kann, Peter Daschner zum Weggefähr- ten zu haben, so muss man doch vertra- gen können, dass Peter Daschner unbe- stechlich und ungemütlich die richtigen Fragen stellt. Immer. Und wenn er die Frage stellt, darf man sicher sein, dass er meistens auch schon eine Antwort weiß. Wer das vertragen konnte, mit dem legtest Du Dich solidarisch und kraft- voll in die Ruder. Wer das nicht vertra- gen konnte, der machte die Erfahrung: Auch ein Admiral kann kentern, wenn er seinen Kurs ohne den Rat von Peter Daschner festlegt. »Präsenz, Humor, Zielstrebigkeit« – mit diesen Stichworten hat Dich Wolf- ram Weiße auf meine Nachfrage hin charakterisiert. Und ich meine, das trifft es sehr gut. Du bist mit jener Form na- türlicher Autorität ausgestattet, die man sich nicht erarbeiten kann. Die hat man, oder man hat sie nicht. In gemeinsamen Sitzungen beherrschst Du es meister- haft, die Diskussionen immer wieder zu- rück auf den Punkt zu zwingen. Unklare Gedanken und ein schludriger Stil sind Dir ein Graus. Du wehrst Dich nach Kräf- ten dagegen. Und nicht selten wehrst Du Dich auch mit Deinem eigenen Witz und Deiner berühmten Schlagfertigkeit (…) Lieber Peter, wer sich auf die Suche nach den Grundlagen Deines politischen und pä- dagogischen Denkens macht, der wird rasch auf eine Verknüpfung stoßen, die ich immer als sehr besonders wahrge- nommen habe: Der Zugang zum Thema Schule ist bei dir immer auch ein mo- ralisch-sittlicher. Nie aufdringlich, aber immer klar und eindeutig. türlicher Autorität ausgestattet, die man BSB-InfoBSB-Info Lieber Peter Daschner, ich habe mir gedacht, dass ich Dir bezeichnet sich als den Tambour der bist über Jahre hinweg unser Tambour gewesen. Und weil Du bei und für uns getrommelt und geleitet hast, schenke ich Dir eine kleine Zeichnung eines Tam