Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

hamburg_macht_schule

Erfolgreich: Mentoring für Nachwuchslehrerinnen geht in die zweite Runde

Hamburg macht Schule 4|2010 41 BSB-Info HMS: Frau Hammer, Frau Stolzenburg, wie haben Sie als Mentorin und Mentee zusammen gearbeitet? Stefanie Hammer: Wir haben unseren Berufsalltag und unsere Projekte bespro- chen und den anderen bei seiner Arbeit begleitet. Das war für mich eigentlich die beste Erfahrung: Den Alltag einer stell- vertretenden Schulleiterin mit zu erleben, die Hektik, und auch die Spontanität, die da gefordert ist. Aber auch ein anderes Kollegium zu erleben war sehr spannend für mich. Und natürlich, von Dorothee eine Rückmeldung auf meine Arbeit zu bekommen. Das erweitert den Horizont enorm, eine Fremdeinschätzung des ei- genen Umfelds mitzubekommen. HMS: Wie haben Sie sich als Mentorin- Mentee-Paar gefunden? Stefanie Hammer: Man hat uns auf- grund der Bewerbungsunterlagen zu- sammen gebracht. Das fand ich auch die beste Auswahlmethode, weil wir ähnlich denken und ähnliche Erwartungen hat- ten. Ich hätte von mir aus keine Mentorin gesucht, die an einer Gewerbeschule ist. Da hätte ich erst mal gesagt: Damit habe ich doch nichts zu tun. Und dabei war es dann gerade spannend, über den Teller- rand zu schauen. HMS: Was war Ihre Motivation, Frau Stolzenburg, als Mentorin am Projekt teilzunehmen? Dorothee Stolzenburg: Erst einmal war ich sehr neugierig wie jemand Ex- ternes und auch Jüngeres mich in mei- nen Arbeitsstrukturen erlebt. Ich habe mir ein Feedback gewünscht, aus dem ich auch etwas lernen kann. Dann war es mir wichtig, wesentliche Elemente von Führung und Schule erlebbar zu machen und Beispiele aus dem Leitungsalltag zu besprechen. Und ich wollte vermitteln, dass eine Führungsposition auch mit Fa- milienaufgaben vereinbar ist. HMS: Ist es nicht schwierig, sich im Men- toring ganz offen und ehrlich Feedback zu geben? Stefanie Hammer: Dieses »critical friend«-Sein fing ja nicht beim ersten Treffen an. Man baut ein Vertrauen auf. Man spricht aber schon sehr bald über Probleme, und dann fragt man auch mal: Warum hast du das jetzt so und so ge- macht? Das ist ja keine Kritik. Man löst durch Nachfragen einen Prozess aus, der den anderen zum Nachdenken bringt. Auch für mich war diese Frage ganz wichtig: Wie wirke ich? Dorothee Stolzenburg: Wenn da je- mand von außen kommt und ein biss- chen die Sozialstruktur durchleuchtet, mal ein paar Fragen dazu stellt, ist das ja keine Kritik, sondern es dient der Klärung. Ich habe Stefanies Feedback meinen Kollegen weitergegeben, und das war für die ganze Leitungsgruppe eine sehr fruchtbare Rückmeldung, die man sonst so nicht bekommt. HMS: Was nehmen Sie aus dem Mento- ring mit? Stefanie Hammer: Ich habe an Selbst- bewusstsein gewonnen, weil ich meine Fähigkeiten objektiver einschätzen kann. Wir sind sehr gezielt fortgebildet worden, auf einem ganz anderen Niveau, als ich das bisher erlebt habe. Und im Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen konnte man sich abgleichen und vergewissern, ob man auf dem richtigen Weg ist. Zu- dem habe ich auch einen guten Über- blick über Möglichkeiten der Förderung bekommen. Hier bin ich jetzt auch selbst- bewusst genug, mir da Unterstützung zu holen, wo ich sie brauche, und das nicht als Schwäche anzusehen. HMS: Hat sich auch Ihr Bild von der Füh- rungsposition verändert? Stefanie Hammer: Ich bin jetzt auf jeden Fall an einem Punkt, an dem ich mir einen solchen Schritt zutraue. Auch weil ich weiß, wo ich Hilfe bekommen kann. Früher habe ich mich immer ge- fragt, wie man das bloß alles unter einen Hut kriegt, ohne erst um zehn Uhr aus der Schule zu kommen. Mein Bild von einer Führungsposition ist einfach rea- listischer geworden. HMS: Haben Sie schon nächste Schritte unternommen? Stefanie Hammer: Ich habe mich auf eine Stelle beworben. Das hat nicht ge- klappt, aber aufgrund dieser Bewerbung haben sich andere Perspektiven aufgetan. HMS: Glauben Sie, dass Sie sich auch ohne das Mentoring beworben hätten? Stefanie Hammer: Ja, aber ich glaube, dass ich bei der Bewerbung wesentlich nervöser gewesen wäre, ich bin so sehr viel sicherer aufgetreten. häufig daran gemessen, dass sie sich ge- naudiesenAnforderungenaussetzen.Das ist ein Kulturbild vom Mann, das wir mög- licherweise auch überwinden müssen. Stephanie Dekker: Wir haben unter uns Mentees auch häufiger über das Thema gesprochen. Man will sich ja auch nicht mehr so auf die vermeintlich typischen Geschlechterrollen fokussie- ren. Trotzdem haben wir festgestellt, dass es Frauen oft noch schwer fällt, laut und offensiv nach außen zu tragen, was sie Tolles leisten. Gerhard Albrecht: Du meinst also, zur Rolle der Schulleitung gehört es auch, zu trommeln und mit dem Erreichten pu- blikumswirksam nach außen zu gehen? Stephanie Dekker: Zur Schulleitung sicher auch – aber auf dem Weg dorthin ist das wichtig. HMS: Mussten Sie, Frau Dekker, auch so öffentlichkeitswirksam auftreten, um Ihren jetzigen Job als Standortleiterin zu bekommen? Stephanie Dekker: Sagen wir so: Je selbstbewusster ich wurde, je sicherer ich war, dass ich in eine Leitungsposition möchte, desto leichter ist es mir gefal- len, offensiver aufzutreten – ohne mich verstellen zu müssen. Und ich finde, dass der Weg seitdem auch viel leichter ge- worden ist. Das Mentoring hat mich sehr dabei unterstützt. Stefanie Hammer, Lehrerin Stadtteilschule Kirchdorf, und Dorothee Stolzenburg, stellvertretende Schulleiterin G 20