Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

hamburg_macht_schule

Erfolgreich: Mentoring für Nachwuchslehrerinnen geht in die zweite Runde

Hamburg macht Schule 4|2010 40 BSB-Info HMS: Frau Dekker, Sie sind Standort- leiterin einer Stadtteilschule – ist diese Position bereits das Ergebnis Ihrer Teil- nahme am Mentoring-Projekt? Stephanie Dekker: Ich habe hier in der Schule schon in der Steuergruppe und in der erweiterten Schulleitung mit- gearbeitet. Bei der Zeit-Stiftung hatte ich das »Leiten lernen«-Seminar mitgemacht und wurde dadurch noch in meinem Willen bestärkt, etwas zu bewegen und Neues zu initiieren. Ich war aber noch unsicher, ob ich mir Leitung zutraue. Das Mentoring-Projekt war für mich die Chance, jemandem über die Schulter zu schauen, der in dem Job drin steckt und mit dem ich ganz offen sprechen kann. Das Projekt hatte im September 2009 angefangen. Als Ende Januar 2010 dann der Schulleiter hier in Pension ging, habe ich gesagt: Wann, wenn nicht jetzt? Und kommissarisch für ein halbes Jahr die Schulleitung übernommen. HMS: War das Mentoring ausschlagge- bend dafür, dass Sie diese Entscheidung getroffen haben? Stephanie Dekker: Ich glaube, dass ich die Entscheidung auch ohne das Mentoring getroffen hätte, aber das Mentoring hat mir viel Stärke und Kraft gegeben. Und ich wusste, dass ich mei- nen Mentor anrufen kann, wenn ich Fra- gen oder Probleme habe. Oft hat allein dieses Wissen schon gereicht. HMS: Was haben Sie konkret im Mento- ring gelernt? Stephanie Dekker: Ich habe, mal ganz einfach gesagt, gelernt, wie man den All- tag in einer Führungsposition überlebt. Ich war u.a. mit meinem Mentor bei ei- ner Konferenz an seiner Schule und es war so gut, einfach mal zu sehen, wie jemand anders das macht. Außerdem hat mein Mentor mir sehr viele Fragen gestellt und mich auch dazu gebracht, mich selbst noch mal zu hinterfragen: Ist die Führungsposition wirklich das, was ich will? Ist das der Weg, den ich gehen will oder gibt es noch eine Alternative? HMS: Wie kann man solche Fragen be- antworten, bevor man in der Position schon arbeitet? Stephanie Dekker: Indem man sich Fragen stellt: Was würde mir beson- deren Spaß machen? Wovor habe ich Angst? Im Gespräch mit meinem Men- tor habe ich dann Antworten auf solche Fragen in Worte gefasst. Dadurch ist für mich Vieles noch deutlicher geworden. Gerhard Albrecht: Das Gespräch war eigentlich unsere wichtigste Methode. Stephanie hat sich ein-, zweimal bei mir und meiner konkreten Arbeit um- geschaut. Wir haben uns vor allem lan- ge unterhalten, vor allem sehr viel und lange telefoniert. Bei Bedarf hätten wir aber zum Beispiel auch ein Bewerbungs- training machen können. HMS: Was hat Sie an der Rolle des Men- tors gereizt? Gerhard Albrecht: In meiner Positi- on als Schulleiter fördere ich ohnehin schon junge Kolleginnen und Kollegen, in denen ich ein Potential sehe. Da fand ich es sehr interessant, dies auch mal unabhängig von dieser Vorgesetzten- Position zu tun. Für mich als Leiter eines Gymnasiums bot dies auch den Einblick in eine andere Schulform zu einer sehr spannenden Zeit: Der Entstehung der neuen Stadtteilschulen durch Fusionen. HMS: Haben Sie eine Erklärung dafür, warum immer noch unterdurchschnitt- lich viele Frauen an Hamburger Schulen in Leitungspositionen sind? Gerhard Albrecht: In bestimmten Pha- sen nimmt der Beruf so viel Zeit in An- spruch, dass das Privatleben darunter leidet. Und ich glaube, wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen mehr darauf aufpassen, dass sie nicht in solche Situa- tionen kommen. Bei Männern wird Erfolg gestimmt sein muss. Wenn ich einen ver- antwortungsvollen und zeitaufwendigen Job nicht im Einklang mit den anderen Aspekten meines Lebens gestalten kann, dann bin ich nicht so frei und habe nicht die gleiche Energie für meine Arbeit, kurz gesagt: Dann fühle ich mich schlecht. HMS: Wie gehen Sie aus dem Mentoring heraus, Frau Mayer? Würden Sie sagen, Sie sind jetzt bereit für eine Leitungs- position? Nina Mayer: Ich bin bereit und merke auch, dass ich das möchte. Im Mentoring habeichmeineFähigkeitenkennengelernt und möchte die jetzt auch einsetzen. Und ich habe Ideen entwickelt, die ich gerne umsetzen würde: Projekte an der Schule zu initiieren, oder Prozesse zu verbessern, die man als Lehrkraft erkennt, aber eben in dieser Position nicht angehen kann. HMS: Haben Sie sich schon auf eine Stel- le beworben? Nina Mayer: Ja, ich habe mich ein- mal beworben, war aber nicht bis zum Schluss erfolgreich in dem Bewerbungs- prozess und habe meine Bewerbung dann zurückgezogen. Mathias Morgenroth-Marwedel: Und so wie ich Nina kennengelernt habe, muss ich sagen, dass diese Schule mit ihr auf Qualität verzichtet. HMS: Aber es ist doch auch sehr wichtig zu erkennen, wo man hin möchte, und dass man auch nein sagen kann? Mathias Morgenroth-Marwedel: Ja, und es ist auch wichtig, die Prozeduren so eines Bewerbungsprozesses kennen zu lernen. Nina Mayer: Ich bereue das auch auf keinen Fall. Ich bin froh, dass ich mei- ne Entscheidung getroffen habe, und auch dankbar, dass ich diesen Bewer- bungsprozess einmal durchlaufen habe. Es war auch gut, mit einer Ablehnung konfrontiert zu werden, und das anzu- nehmen, aber auch eine professionelle Distanz zu wahren und das nicht zu persönlich zu nehmen. Und ich hätte mich wohl ohne meinen Mentor nicht beworben (lacht), da war er wieder, dieser kleine Schubser. Stephanie Dekker, Standortleitung Sinstorf, Lessing-Stadtteil- schule,undGerhardAlbrecht,SchulleiterGymnasium Bornbrook