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Methoden und Ergebnisse

Hamburg macht Schule 4|2010 37 BSB-Info wird, was die Kontingentstundentafel zulässt. Je nach Budget könnte das Fach alternativ z. B. im wöchentlichen Wechsel mit dem Klassenrat durchge- führt werden. Projekttage zum Sozi- alen Lernen könnten auch eingeführt werden. Möglich sind naturverbundene und teamfördernde Klassenreisen (wie Segel-, Wander-, Kanu- oder Kletterrei- sen oder Unterbringung in Selbstver- pflegerhütten) unter der Überschrift des Sozialen Lernens. Solche Unter- nehmungen ergänzen gut die Arbeit im Klassenraum. Als Lehrereinsatz bietet sich der Klas- senlehrer an, im Fall von Klassenlehr- erteams ist ein personeller Wechsel von Wochen oder Halbjahren denkbar. Al- ternativ könnte die Beratungslehrerin, der Schulsozialpädagoge, die Schulso- zialarbeiterin oder der Schulpsycholo- ge diese Stunden durchführen – je nach Zeitdeputat, übrigen Lehrerstunden und Verfügbarkeit oder Schultradition. Sollte es keine freien Stunden geben, ist das feste »Andocken« des Sozialen Lernens an bestimmte Fächer im Rah- men von fächerübergreifendem Unter- richt, wie z.B. Sport (Ultimate Frisbee), DSP, NaWi, Einrichtung von Musikklas- sen, u.v.a. übergangsweise oder ergän- zend denkbar. Wie lässt sich dieses besondere Fach etablieren? Verschiedene Schritte sind in chronologischer Reihenfolge sinnvoll: • Lehrerfort- bzw. Weiterbildung intern und extern • Bildung eines Teams, das auch die Fortbildung organisieren und einen internen oder externen Referenten einladen könnte/Übergabe an die Steuergruppe/ hilfreich und unterstüt- zend: Ausschreibung einer A14-Stelle für Soziale Kompetenz • Schulleitungsmitglieder/Team-Lei- tung informieren Elternrat, Schülerrat und Schulkonferenz • Literatursammlung, Erstellung von Arbeitsmaterial und schuleigenem Curriculum • Ausprobierphase und Evaluation • Stellvertreter/Stundenplaner blockt Stunden für das neue Schuljahr/Halb- jahr, eventuell im Wechsel mit Klas- senratsstunden • Information an die Eltern in der Über- gangsklasse (Klasse 1, 5, 7 oder 11) durch die Klassenlehrer/AG-Leitung/ Koordinatorin auf dem ersten Elterna- bend, Information an die Schülerinnen und Schüler in der ersten Stunde • Einbringen in das Schulprofil/Nutzen für die Öffentlichkeitsarbeit Rückmeldungen von Schülern, Eltern und Kollegen Andere Schulen, Elternratsmitglieder und Kolleginnen anderer Gymnasien fragen nach unserem Konzept, weil es sich sinnvoll und nachvollziehbar anhört und Heilwig-Schüler davon berichten: Die Schüler sind begeistert, nehmen so- ziales Verhalten und soziale Kompetenz ernst. Sie freuen sich auf die Stunden und fordern sie auch ein. Gemäß un- seren deskriptiven Beobachtungen ge- nießen die SchülerInnen das Fach, weil es keine Noten gibt und immer wieder etwas Anderes passiert. Gerade wegen der Freiheit und gefühlten Selbstbestim- mung der Themen ist die Disziplin aus- gesprochen gut. Klassenlehrerinnen berichten, dass sie diese Stunden ohne Zeit- und No- tendruck mit den Schülerinnen und Schüler schätzen. Kollegen versichern, dass das Fach die Klassengemeinschaft sicht- und fühlbar stärkt und die Bil- dung der Gemeinschaft in neu zusam- mengesetzten Lerngruppen erleichtert wird. Das Fach bewirkt eine Arbeits- erleichterung für Klassenlehrer in den regulären Stunden, weil genug Zeit und Raum für Gruppenthemen bleibt. Klas- senlehrer erhalten die Möglichkeit die soziale Kompetenz der SchülerInnen einzuschätzen und für Zeugnistexte dezidiert zu dokumentieren. Die von Lehrern geäußerte Gefahr, diese zusätz- lichen Stunden ohne Rahmenplan für andere Fächer als Sachfachvermittlung oder Extra-Übungsstunde zu nutzen, hat sich in der Realität als unbegrün- det erwiesen. Für Eltern und Elternentscheidungen bei der Wahl der weiterführenden Schu- le erweist sich dieses Fach auch als ef- fektive PR-Maßnahme für die Schule. Viele Eltern nannten im vergangenen Schuljahr das Angebot als einen beson- deren Grund für die Entscheidung, ihre Kinder am HWG anzumelden, trotz der erhöhten Stundenbelastung von einer zusätzlichen Stunde pro Woche in Jahr- gang 5. Resümee Das Fazit lautet, dass das Fach Sozi- ales Lernen ein Muss sein sollte, ins- besondere in Übergangklassen. Dieses wichtige Fach ist eine Investition in die Unterrichts- und Persönlichkeitsent- wicklung. Ja, es erfordert zusätzliche Stunden und zu Beginn extra Arbeit und Vorbereitung, aber unsere Erfah- rungen zeigen, wie sinnvoll dieses Fach für die Klasse und die Schule ist. Soziale Kompetenz und ein gutes Klassenklima sind zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen. Ausgewählte Literatur Eder, F. (2007): Das Befinden von Kin- dern und Jugendlichen in der österrei- chischen Schule – Befragung 2005, Rei- he Bildungsforschung des BMUKK 20. Studienverlag. Zugriff am 28.8.2010: http://www.bmukk.gv.at/schulen/unter- richt/ba/soziales_lernen.xml Großmann, C. (1996): Projekt: Soziales Lernen. Ein Praxisbuch für den Schul- alltag. Mülheim Wischer, B. (2003): Soziales Lernen an einer Reformschule. Evaluationsstudie über Unterschiede von Sozialisations- prozessen in Reform- und Regelschulen. Weinheim Weiterführende Literatur verschicken wir gerne auf Nachfrage. Dr. Christine Tiefenthal Abteilungsleiterin Beobachtungsstufe, Lehrbeauftragte an der Fakultät Erzie- hungswissenschaften der Universität Hamburg E-Mail: tt@heilwig.de Carsten Bruhn, Verantwortlicher für Soziale Kompetenz Heilwig Gymnasium, Wilhelm-Metzger-Str. 4, 22297 Hamburg E-Mail: br@heilwig.de