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Methoden und Ergebnisse

Hamburg macht Schule 4|2010 36 BSB-Info Soziales Lernen hat als eigenständiges Fach im Stundenplan der Fünftklässler am Heilwig Gymnasium (HWG) im Ham- burger Stadtteil Alsterdorf schon eine über zehn Jahre lange Tradition. Eine »Arbeitsgruppe Soziales Lernen« hat Ende der 90er Jahre mit Hilfe des da- maligen IfL diese Schwerpunktsetzung etabliert. Wissenschaftliche Studien, wenn auch nicht allzu zahlreich für die Altersgruppe Sekundarstufe I vorhan- den, untermauern unseren Ansatz, das Soziale Lernen als Fach zu etablieren, um strukturell und systematisch die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu stärken (vgl. Eder 2007, Wischer 2003). Andere Publikationen wie die Hamburger Bil- dungspläne betonen die Wichtigkeit, die Schülerinnen und Schüler zu sozial verantwortlichen Persönlichkeiten zu entwickeln und gezielt für eine lern- förderliche Gruppenentwicklung sowie ein den neuen Anforderungen entspre- chendes Klassen- und Schulklima zu sorgen. Dem fühlt sich unsere Schule verpflichtet. Zielsetzung des Faches Soziales Lernen Die Lehr- und Lernziele des Faches Soziales Lernen umfassen eine Vielzahl von Aspekten, die zum einen im Be- reich der Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen liegen, zum anderen in der Unterstützung von Unterricht, Lernatmosphäre und Partizipations- kultur. Schulorganisatorisch ist das Fach eine Hilfe in neu zusammenge- setzten Gruppen, damit sich schnell eine Klassengemeinschaft bilden kann. Eine gute Klassengemeinschaft unter- stützt ganz allgemein das Lernen, den Lernwillen, die Schullust und die Lern- freude. Es ist kein Geheimnis, dass Kinder, wenn sie sich wohlfühlen, ger- ne zur Schule kommen und die Klasse als ihr »Lern-Zuhause« sehen und sich entsprechend die Arbeitsproduktivität steigert. Das Fach unterstützt dabei ganz wesentlich die Entwicklung des Selbstwertgefühls, die Wahrnehmung des Ichs und die Einordnung des Ein- zelnen in die Klassengemeinschaft. Dabei soll ein relatives Gleichgewicht zwischen der eigenen Bedürfnisbe- friedigung und dem Bedürfnisverzicht erreicht werden. Es gilt, wie Grossmann (1996) for- muliert: »Soziales Lernen heißt überei- nander, voneinander und miteinander lernen«. Vertrauensvolle Beziehungen der Schülerinnen und Schüler unterei- nander werden aufgebaut, man lernt die eigenen Fähigkeiten und die der ande- ren kennen und schätzen und Teamar- beit auf der Grundlage demokratischer Prinzipien. Das Fach Soziales Lernen und die zusätzliche Zeit mit und in der Lerngruppe erlauben den KollegInnen vertiefte Einblicke in das Klassengefüge und verbessern somit auch die persön- liche Basis zwischen Lehrkräften und Jugendlichen. Nicht zuletzt gibt es die Chance, soziale Probleme von Kindern möglichst früh zu erkennen und aufzu- fangen. Themenschwerpunkte Das Heilwig Gymnasium entwickelt das schuleigene Curriculum für das Fach »Soziales Lernen« kontinuierlich wei- ter. Dabei sind in einem Jahrgang ver- bindliche inhaltliche Module entstan- den, die neben klassenspezifischen und aktuellen Themen, wie beispielsweise Außenseiter, Konfliktaustragung oder Gruppenzwang, in vielen Stunden der KlassenlehrerInnen Anwendung fin- den. Maßgebliche Stundenthemen und Unterrichtseinheiten entstammen in- tensiver Literaturrecherche, langjäh- riger Erfahrung der KollegInnen, wie auch bewährten Modellen wie Lion’s Quest oder dem Projekt der Hamburger Schulsozialpädagogin Christina Groß- mann. Folgende inhaltliche Schwer- punkte, die miteinander in enger kau- saler Verknüpfung stehen, stehen im Mittelpunkt der Arbeit im »Sozialen Lernen«: • Selbstwahrnehmung: sich kennenler- nen/Vertrauen aufbauen/Selbstver- trauen • Teambildung: Gruppe und Gemein- schaft formen/Teamarbeit • Klassen- und Schulregeln: Norm- und Regelfindung • Freundschaft • Toleranz: Umgang mit Anders Sein/ Außenseitern helfen • Umgang mit Konflikten: Konfliktma- nagement • Prävention: Mobbing-Prävention/Ge- waltprävention • Kritische Kompetenz: Feedback ge- ben/Umgang mit Kritik/konstruktive Gesprächsführung Diese Schwerpunkte und viele weitere Themen und Module sind denkbar und erprobt. Im Mittelpunkt müssen aber immer die Schülerinnen und Schüler und ihre Erkenntnis stehen, dass ohne soziale Kompetenz kein faires und fried- liches Miteinander möglich ist, welches wir gerade in einer »Zwangsgemein- schaft« wie einer Schulklasse so drin- gend brauchen. Schulorganisatorische Tipps zur Umsetzung Das Fach eignet sich in jeder Jahrgangs- stufe, insbesondere aber in Übergangs- oder Eintrittsklassen, wie Klasse 1, 7 oder in die Sekundarstufe II, und vor allem in der Beobachtungsstufe, d. h. in Klasse 5. Es bedeutet, dass jede Wo- che eine zusätzliche Stunde gegeben Ein Plädoyer für das Fach »Soziales Lernen« An unserer Schule verstehen wir das Fach Soziales Lernen als einen Baustein der Prävention, der Bildung von Klassengemeinschaften und der Unterstützung des Schul- wie auch des Lernklimas. Andere Schulen, Kolleginnen und Kollegen, Elternräte und Schulleitungen haben sich für unser Konzept des Sozialen Lernens interessiert, was wir als Auftrag für diesen Artikel verstanden haben.