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… insbesondere individualisiertes und kompetenzorientiertes Lernen

Hamburg macht Schule 4|2010 25 Lernen und Zeit parallel zu der spielpraktischen Arbeit (Warm-ups, Übungen zu unterschied- lichen Gestaltungsschwerpunkten) und zur Erarbeitung von Theatertheoriean- teilen als Vorbereitung für die schrift- liche Klausur. Die Textfülle schien die Schülerinnen und Schüler anfangs zu überfluten und so wurden zwei Doppel- stunden darauf verwendet herauszufin- den, welche Handlungsstränge und Mo- tive wir letztendlich darstellen wollten. Es wurde gerafft und verdichtet, ver- schiedene Autoren als Vorlagen genutzt und wieder verworfen, aber es wurden auch Figuren erfunden, die in keinem der Ursprungstexte vorkamen. Diese Erarbeitung war mühsam und frustrie- rend, da ein ständiger Austauschpro- zess darüber stattfinden musste, wer welche Informationen gesammelt hatte und welches Motiv davon für »unsere« Geschichte relevant war. Aber trotz- dem brachte aus meiner Sicht genau diese Phase das nötige Gemeinschafts- gefühl, um das Projekt zur Sache der Schülerinnen und Schüler zu machen. Das Inszenierungselement »Zeit« wurde tragend für unsere Produktion, da sich vieleseinfachnichtchronologischerzäh- len ließ und wir über Rückblenden, aber vor allem Raffung und Auslassung von Handlungen unsere Adaption zu einer überschaubaren Produktion verdichten mussten. Bei einem Probenwochenen- de zeigte sich die besondere Begabung eines Schülers im Bereich Film und so entschieden wir uns Handlungsteile durch vorher produzierte Filmeinspie- lungen zu ersetzen oder zu ergänzen. Medeas Wandlung von der liebenden Frau hin zur betrogenen und rachsüch- tigen Gattin verkürzten wir zu einer Art medialem Comic, der an Foto-Love- storys moderner Jugendzeitschriften erinnert. Die elementaren, aber fast unmöglich umsetzbaren Handlungs- szenen der unterschiedlichen Morde stilisierten und verdoppelten wir über choreografische Elemente, bei denen alle Darstellerinnen gleiche Handlun- gen vollführten, die diese Szenen sym- bolisierten. Fazit Mein Fazit aus dieser Produktion ist, dass sich – gerade bei freien Textadap- tionen – bei den Schülerinnen und Schülern während und mit der Thea- terarbeit ein Bewusstsein von »Zeit« entwickelt. Diese »Zeitkompetenz«, also eine zunehmende Sensibilität für das einzelnen Elementen angemessene Zeitmaß, letztlich also für den »Rhyth- mus« des Stücks, ist zugleich eine we- sentliche Voraussetzung erfolgreicher Aufführungen. Literatur Freie und Hansestadt Hamburg, Behör- de für Schule und Berufsbildung (Hg.) (2010): Bildungsplan Primarschule Darstellendes Spiel/Theater. Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg, Behör- de für Schule und Berufsbildung (Hg.) (2010): Bildungsplan Sekundarstufe 1 und 2: Stadtteilschule, Darstellendes Spiel/Theater. Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg, Behör- de für Schule und Berufsbildung (Hg.) (2010): Bildungsplan Sekundarstufe 1 und 2: Gymnasium, Darstellendes Spiel/ Theater. Hamburg Volker Jurké/Dieter Link/Joachim Reiss (Hg.) (2008): Zukunft Schultheater: Das Fach in der Bildungsdebatte. Hamburg Maike Mittag ist Erste Vorsitzende des Fachverbandes Darstellendes Spiel Hamburg e.V. und Theaterlehrerin am Gymnasium Ohmoor. Sachsenweg 76, 22455 Hamburg E-Mail: maikemittag@gmx.de Sven Asmus ist Vorstand des Fachverbandes DS, Fortbildner am LI und Theaterlehrer am Heilwig-Gymnasium. Wilhelm-Metzger-Straße 4, 22297 Hamburg E-Mail: sven.asmus@li-hamburg.de Abb. 1: Szenenfoto von der Medeaaufführung