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… insbesondere individualisiertes und kompetenzorientiertes Lernen

Hamburg macht Schule 4|2010 23 Lernen und Zeit Yvonne Hackbarth ist Lehrerin an der GHR-Ganztagsschule Osterbrook, seit 1.8.2010 Grundschule (die ehemalige Sek.I wird in der Stadtteilschule Griesstraße weitergeführt). Osterbrook 17–19, 20537 Hamburg E-Mail: yvonne.hackbarth@hamburg.de Stadtteilschule wählt, dem sie in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit nachgingen. Meine Be- fürchtung, dass die Schülerinnen und Schüler aus Hamm-Süd keine Fragen oder Vorhaben entwickeln können, be- stätigte sich nicht. Forschungsfragen und Produkte Folgende Fragen/Vorhaben wurden ver- folgt: • WerwarShakespeare?ZweiSchülerin- nen und Schüler bereiteten ein Referat vor. • Gibt es auch heute noch Zwangsehen? Eine Schülerin bereitete ein Referat vor. Beim Lesen von Romeo und Ju- lia ist ihr aufgefallen, dass es schon erwünscht war, dass Julia den Grafen heiratet – dass man nicht den heiraten darf, den man möchte, berührte sie. • Welche Strafen werden heutzutage ei- gentlich angewandt – außerhalb von Deutschland/Europa? Eine Schülerin hat zu dieser Thematik ein Referat vorbereitet. Der Schülerin ist aufge- fallen, dass Romeo verbannt worden ist. Dies hat ihr Interesse geweckt, sich mit den eingesetzten Strafen in ande- ren Ländern zu befassen. • Wie sah die Gefühlswelt von Romeo aus? Ein Schüler befasste sich mit Ro- meos Gefühlen im gesamten Stück und arbeitete eine Tanzperformance aus. • Wie sah die Gefühlswelt von Romeo und Julia aus? Welches war die Ab- sicht des Autors mit diesem Stück? Zwei Schülerinnen und Schüler ar- beiteten zu diesen Fragen ein Referat aus. Zwei andere Schülerinnen und Schüler haben zu derselben Thema- tik gearbeitet, haben die Gefühle aber in Form eines inneren Monologs dar- gestellt und zwar zum Zeitpunkt des Verliebens. • Bau des Balkons – zwei Schülerinnen und Schüler. • Eine Szene nachspielen – zwei Schüle- rinnen und Schüler wollten die Szene mit Romeo und Bruder Laurenz nach- spielen, weil es für sie eine Schlüs- selszene darstellte, da dort die Hoch- zeitspläne reiften. Auch eine zweite Schülergruppe entschied sich für eine Szene, die sie nachspielen wollte (vier Schülerinnen und Schüler). • Romeo und Julia goes comedy – zwei Schülergruppen (Fünfergruppe, Zwei- ergruppe) haben sich unabhängig von- einander für eine Comedy-Darstellung entschieden. • Was hat Shakespeare denn noch ge- schrieben? Zwei Schülerinnen sind neugierig geworden und wollten noch etwas von Shakespeare lesen. Sie haben recherchiert und sich dann für Hamlet entschieden. Sie lasen das Stück und arbeiteten eine Buchprä- sentation aus. Viele Schülerinnen und Schüler recher- chierten für ihr Vorhaben im Internet, suchten Bücherhallen auf und forderten sogar bei anderen Lehrern Hilfe ein (z.B. beim Breakdancelehrer, der Technik- lehrerin, der Sprachförderlehrerin), sie lernten auswendig, schrieben Texte um und sorgten eigenständig für Requisiten. Alle Werkstücke bis auf eines (Bau des Balkons) sind zum Ende fertig geworden und konnten präsentiert werden. Fazit Dieses Unterrichtsvorhaben war aus meiner Sicht ein voller Erfolg, da sich die Schülerinnen und Schüler motiviert und engagiert mit dem Unterrichtsge- genstand befasst und eigene Fragen/Vor- haben entwickelt haben. Die Abschluss- reflexion der Schülerinnen und Schüler bestätigte meine Wahrnehmung: »Das hat Spaß gemacht.« – »Ich habe noch nie so viel gearbeitet, wie dieses Halbjahr in Deutsch.« – »Endlich bin ich mal mit allem fertig geworden, ich hatte ja auch genug Zeit.« – »So viel Zeit brauchte ich immer.« Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dies nur möglich war, weil die Schü- lerinnen und Schüler Zeit hatten, sich intensiv mit dem Unterrichtsgegenstand zu befassen und so konnten sie eigene Fragen und Vorhaben formulieren. Kompetenzorientiertes und individu- alisiertes Lernen braucht eben seine Zeit! Der berühmteste Balkon der Literaturgeschichte an der Casa di Giulietta in Verona Foto:HansWeingartz/www.wikimedia.org/www.hans-weingartz.de