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Der besondere Beitrag der Arbeitslehre für die Entwicklung von Zeitkompetenz und Qualitätsbewusstsein

Hamburg macht Schule 4|2010 21 Lernen und Zeit müssen innerhalb des vorgegebenen Rahmens einer Koch-Doppelstunde Pla- nung, Vorbereitung, Zubereitung, Ver- kostung und Reinigung vollzogen werden – in modernen Kochinsel-Lehrküchen ge- lingt dies in der Regel durch Teamarbeit nach einem Zeitplan. Zeit steht also nur begrenzt zur Verfügung und bestimmt daher das Geschehen permanent. Hier wird in hohem Maß der von Qualitäts- bewusstsein begleitete Umgang mit Zeit- kompetenz gefordert und gefördert. • Roboter selber bauen (Abb. 3) KannmanRobotereigentlichselbstbauen? Diese Frage wurde vor einigen Jahren mit interessierten Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Aufgabenfindung für ein Jahresprojekt an einer Technikkonzept- schule (Realschule/Kl. 10) diskutiert. Im ersten Durchgang (2006) entstanden auf einer gemeinsamen Plattform, die neben einemprogrammierbarenMikroprozessor und einer Relaiskarte zahlreiche elektro- mechanische und elektronische Kompo- nenten besitzt, in vier Teams vier Geräte, die aktorisch und sensorisch auf ihre Umgebung reagieren können. Der Kom- petenz-Background der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem – inzwischen mehrfach durchgeführten – Projekt ist durch verpflichtenden Fachunterricht in einer Technikkonzeptschule geprägt, der von Kl. 7 bis Kl. 9 einen Umfang von ins- gesamt acht Unterrichtswochenstunden in drei Schuljahren beträgt. Bei durch- schnittlich 28 Unterrichtswochen sind dies bestenfalls 224 Unterrichtsstunden, die durch Teilnahme an Wahlpflichtkurs- stunden noch erweitert werden können. Im Team arbeitend entwickeln, erpro- ben und optimieren die Jugendlichen ihre Konstruktionen – dabei entstehen höchst individualisierte Schwerpunkte in Bereichen der Mechanik, Elektrik und Programmierung (Mechatronik) und es steht ausdrücklich Zeit für Schwerpunkt- wechsel bereit (changing). Da es sich hier nicht um Bausatzgeräte, sondern jeweils um Prototypen mit sowohl gemeinsamen als auch unterschiedlichen Merkmalen handelt, ähnelt das Projekt der Arbeit in einer Kleinserien-Entwicklungsabteilung mit dem Anspruch, in der zur Verfügung stehenden Zeit ein optimales Ergebnis zu erreichen. Die Schülerinnen und Schüler entdecken dabei neben den Grenzen der persönlichen und/oder der schulischen Machbarkeit ebenso die Bedeutung ih- rer Kompetenzen, die sie einerseits in ihr Teamprojekt einbringen und die sie andererseits persönlich weiterentwickeln konnten. Die Eingangsfrage nach der Möglichkeit, einen Roboter selbst bauen zu können, kann jede(r) der Jugendlichen jedenfalls differenzierter beantworten als vor Beginn des Projektes. Fazit Gerade in diesem im Vergleich zu an- deren »kleinen« Unterrichtsfach Ar- beitslehre wird handfest und »mit allen Sinnen« erfahrbar, dass die Herstellung qualitätvoller Produkte und die Ent- wicklung der dafür notwendigen Kom- petenzen – also das Lernen – das ihnen angemessene Zeitmaß bekommen müs- sen. Statt Qualität entsteht sonst »halber Kram«, statt Können »Pfuschen« und statt Qualitätsbewusstsein »Wegwerf- mentalität«. Der spezifische Beitrag des »Nebenfaches« Arbeitslehre zur Entwicklung überfachlicher Fähig- und Fertigkeiten kombiniert mit fachspezi- fischen Kompetenzen ist damit ein oft unterschätzter Teil der Allgemeinbil- dung im gerade für die Stadtteilschule so wichtigen Bereich des praktischen, lebensweltnahen Lernens. Die Entscheidung jeder einzelnen Stadtteilschule, wieviel Zeit für das praktische Lernen im jeweils konkreten schuleigenen Curriculum bereitgestellt wird, entscheidet nicht unwesentlich darüber, ob die Kompetenzentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler bis zum 10. Schuljahr »just in time« gelingen kann. Uwe Deinert ist im Landesinstitut Leiter der Beratungsstelle Arbeitslehre (LiF14) und Gestaltungsreferent für Arbeitslehre (LiF17) sowie Lehrer an der Stadtteilschule Oldenfelde. Moorkamp 3, 20357 Hamburg E-Mail: uwe.deinert@li-hamburg.de Stadtteilschule Abb. 2: Herstellung eines Werkzeugkastens Abb. 1: Teamarbeit nach einem Zeitplan in Kochinsel-Lehrküchen Abb. 3: Roboter im Eigenbau