Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

hamburg_macht_schule

Vergangene Zeiten erschließen und verstehen lernen

Hamburg macht Schule 4|2010 17 Lernen und Zeit Martin Kelpe ist Lehrer an der Fridtjof- Nansen-Grundschule und im Landesinstitut zuständig für Fortbildungen und Beratung im Fach Sachunterricht. Fahrenort 76, 22547 Hamburg E-Mail: martin.kelpe@li-hamburg.de nur entsprechende Fragen stellen, sondern auch historische Quellen bzw. Fundstücke kennenlernen, durch die Vergangenheit rekonstruiert werden kann. Kinder aus dieser Schülergrup- pe zeigten im folgenden Schuljahr bei der Beschäftigung mit der Entwicklung Hamburgs ein weitaus größeres Inter- esse an der (kritischen) Auseinander- setzung mit historischen Quellen (sich widersprechende Berichte über die Entstehung des Hamburger Brandes) und der Betrachtung und »Befragung« von historischen Werkzeugen und Ge- räten (»Könnte dieser Gegenstand [Werkzeug eines Kammmachers] nicht auch als Waffe benutzt worden sein?«), als ich es bislang erlebt hatte. b)Zum anderen beschäftigten wir uns gemeinsam im »Forscherkreis« mit einigen Fragestellungen. Die Vorge- hensweise dabei war immer vergleich- bar, denn nur so konnten die Kinder schrittweise systematisch ihre Me- thodenkompetenzen entwickeln und einüben. Bei der Klärung der Schü- lerfrage, weshalb es auf den Straßen in der mittelalterlichen Stadt so viel Abfall und Schmutz gab, stellte ich verschiedene Ansichten mittelalter- licher Straßenzüge (u.a. Abbildungen von Gemälden und aktuellen Zeich- nungen) und Fotos und Zeichnungen Hamburger Straßen zur Verfügung. Folgende Aufgaben wurden nachein- ander bearbeitet: • Vergleiche die Straßen aus dem Mit- telalter mit unseren Straßen. • Beschreibe das Aussehen: Was ist gleich? Was hat sich verändert? • Welche Gründe kann das Aussehen der mittelalterlichen Stadt gehabt haben? • Weshalb haben sich die Straßen seitdem verändert? • Welche Informationen brauchst du noch über die mittelalterliche Stadt? Die gezielte Gegenüberstellung von Vergangenem und Gegenwärtigem er- leichterte den Schülern das Erkennen der Übereinstimmungen und Unter- schiede und motivierte die meisten, nach Erklärungen für die damaligen »Zustän- de« zu suchen. Mit jeder Wiederholung der Verfahrensweise bei anderen Frage- stellungen entwickelten sich ihre Kom- petenzen zum Vergleich und Verständnis von Lebensbedingungen in vergangener und heutiger Zeit weiter. Kinder können durch diese Vorgehens- weise nachvollziehen, wie Geschichte entsteht: Mit unseren Fragen aus der Gegenwart heraus an die Vergangenheit können wir zu neuen Erkenntnissen ge- langen. Wir können verstehen, weshalb die Lebensbedingungen der Menschen im Mittelalter so anders waren, wes- halb damals Krankheiten entstanden und weshalb sich im Lauf der Zeit etwas verändern musste. Wir erleben, dass Kinder durch derartige Bearbeitungen von historischen Fragen erkennen, dass ihre gegenwärtige Lebenswelt erst so ge- worden ist und dass sie sich in Zukunft weiter verändern wird. Dadurch ent- steht allmählich historisches Bewusst- sein, was sich auch auf ihr zukünftiges Handeln auswirken kann. Abb. 2: Wir veranstalten ein RitterturnierAbb. 1: Unsere historischen Fragestellungen zum Themenbereich »Burgen und Ritter«