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Blickpunkt Personal: Balance von Arbeit und Leben

Anmerkungen zu den Problemen Karrierewilliger

7 blickpunkt personal 1/2011 Aktuelles Elektronische Vermerke mit Schnittstelle zum elektronischen Aktenverwaltungspro- gramm Eldorado, strukturiertere Kommu- nikation, Wegfall von eigener Archivierung durch gut gepflegte Sharepoints – hier gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, um Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte zu entlasten. In Bezug auf Telearbeit zeigt sich, dass auch diese Möglichkeit überwiegend von teilzeit- beschäftigten Frauen benutzt wird und nicht von Führungskräften. Der hohe Frauenanteil in Telearbeit (65%) korrespondiert mit dem hohen Anteil an Teilzeit-Telearbeitsplätzen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Teilzeitan- teil an Telearbeit sogar weiter angestiegen (von 155 Fällen, 38% auf 208 Fälle, 40%).2 Dabei liegt hier, wenn man die Möglichkeiten sinnvoll einsetzt, eine riesige Chance zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Noch wird man komisch angeschaut, wenn man nachmittags früh nach Hause geht, um dann abends gemütlich zu Hause Routinemails zu beantworten oder Eldorado zu füttern. Oder dass man mit einem Laptop vor und nach Besprechungen oder in Wartezeiten noch arbeitet und dann von auswärtigen Termi- nen nicht mehr ins Büro muss, weil per Mail nichts Dringendes eingegangen ist. All dies spart letztlich Zeit und ermöglicht Flexibili- sierung. Sicherlich liegt auch hier eine Ge- fahr: Es erfordert Disziplin, nicht die Arbeits- zeit auszuweiten und Arbeit und Privatleben völlig zu entgrenzen. Aber dass wir uns in der modernen Wissensgesellschaft mit all den technischen Möglichkeiten noch wie im Industriezeitalter jeden Morgen in Bahnen zwängen, um in Büros das zu tun, was wir auch zu Hause tun könnten, ist schon be- merkenswert. Ein konsequenter Einsatz dieser ge- schilderten Möglichkeiten würde sowohl Kosten sparen als auch allen Beschäftigten etwas für die Vereinbarkeit bringen. Fazit: Vom Straddle zum Fosbury-Flop Beim Personalforum 2003 sagte Prof. Peter Kruse von der Universität Bremen in seinem Eröffnungsvortrag „Von best practice zu next practice? Erfolgsprinzipien der Verän- derung in Unternehmen“, das bloße Opti- mieren des Bestehenden reiche angesichts des globalen und lokalen Wettbewerbs oft nicht mehr aus. Verdeutlicht hat er dies mit einem anschaulichen Beispiel aus dem Sport. Mit der bis 1968 vorherrschenden Technik des Straddle im Hochsprung war die Leistung ausgereizt. Mit mehr oder ef- fektiverem Training, Ernährung etc. waren höchstens marginale Verbesserungen um wenige Zentimeter möglich. Erst eine völlig neue Herangehensweise, nämlich der Fos- bury-Flop, entwickelte den Sport wesentlich weiter. Was heisst das für unser Thema Vereinbar- keit von Beruf und Leben, insbesondere un- ter dem Aspekt Karriere? Meiner Meinung nach liegt hier in der hamburgischen Ver- waltung manchmal noch ein verengtes Ver- ständnis vor. Dies zeigt sich schon bei der Analyse der Maßnahmen und Instrumente, die einige Behörden im Rahmen des audit berufundfamilie entwickelt haben. Sie zielen überwiegend auf Teilzeitkräfte und Beschäf- tigte mit familiären Pflichten; zu einem er- weiterten Familienbegriff siehe auch Artikel auf Seite 27. Hier ist ein Neudenken notwendig, das weit über das Personalwesen hinausgeht. Nicht mehr oder bessere individuelle Maßnahmen für die Vereinbarkeit Einzelner in bestehen- den Strukturen und Arbeitsweisen, sondern ein Kulturwandel und der konsequente Ein- satz der technischen Möglichkeiten unter ständigem Hinterfragen der Organisation wird einen Bruch bringen, der Karrieren auch ohne 8-18 Uhr Vollzeit ermöglicht. Oder? 2 Bericht über die Entwicklung der Telearbeit in der hamburgischen Verwaltung