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Blickpunkt Personal: Balance von Arbeit und Leben

Anmerkungen zu den Problemen Karrierewilliger

4 blickpunkt personal 1/2011Aktuelles diese „Vereinbarkeit“ im Sinne erfolgreicher Berufsbiographien zu ermöglichen. Vereinbarkeit = Teilzeit = Karrierehemm- nis? Ein zentraler Punkt, um im Sinne der De- finition Arbeits- und Privatleben intelligent verzahnen zu können, ist sicherlich die Ge- staltung der Arbeitszeit. Und dies wird und wurde immer wieder gefordert, um insbe- sondere Frauen eine berufliche Tätigkeit zu ermöglichen. In letzter Zeit wird aber auch deutlich, dass dies zu einer Verfestigung des Status quo im Bezug auf Karriere ge- führt hat. Zwar sind immer mehr Frauen be- rufstätig, aber der Anteil der Frauen an den Führungspositionen ist gemessen an der Einstellungs-(Zahl) immer noch nicht hoch genug. Es dürfte kaum ein Arbeitgeber zu finden sein, bei dem es so viele (gelebte) Arbeits- zeitmöglichkeiten gibt, wie in unserer Ver- waltung. Unterhälftige Teilzeit, Elternzeit, Sonderurlaub, Großelternzeit, Sabbaticals: die Möglichkeiten sind immens - und von Frauen dominiert. 48,8 % (16.521) der weib- lichen Beschäftigten arbeiten Teilzeit, bei den Männern sind es nur 11,9 % (3.770), davon 790 in Altersteilzeit und 1.261 Leh- rer. Einem teilzeitbeschäftigten Mann in der Kernverwaltung über den Weg zu laufen, dürfte also ziemlich schwer sein. Genauso sieht es bei den Beurlaubungen aus: nur rund 16% der 2.597 Beurlaubten im Jahr 2010 sind Männer.1 Gesellschaftliche Rol- lenbilder scheinen sich nur sehr langsam zu ändern. Sieht man sich gleichzeitig die Zahlen zu Führungskräften in Teilzeit an, wird schnell deutlich, woran es hakt. Nur 670 der rund 7.000 Führungskräfte in der hamburgischen Verwaltung sind teilzeitbeschäftigt, oder an- ders herum: 90% der Führungskräfte sind Vollzeitbeschäftigte. In der B-Besoldung, also der absoluten Verwaltungsspitze, gibt es nur Einzelfälle, die in Teilzeit arbeiten. Anscheinend ist Teilzeitbeschäftigung ein echter Karrierekiller. Mit anderen Worten: den Teilzeitzeitbeschäftigten (Frauen) die Vereinbarkeit, den Vollzeitbeschäftigten (Männern) die Karriere. Das Karrierehemm- nis liegt offensichtlich in der hamburgischen Verwaltung nicht am Geschlecht, sondern an der Teilzeittätigkeit. Denn vergegenwär- tigt man sich, dass zwar rund 38 % der Füh- rungskräfte weiblich, aber nur 25 % der Be- schäftigten Frauen in Vollzeit sind (42, 5 % der Beschäftigten sind Männer in Vollzeit, aber ihr Anteil an den Führungskräften be- trägt nur 62 %), liegt die Entwicklung offen- sichtlich nicht im Geschlecht begründet. Bei dieser Fokussierung auf Vereinbarkeit von Beruf und Leben gerät die regelmäßig zu erbringende Arbeitszeit aus dem Blick. Der eine oder andere mag durchaus Beruf und Leben auch bei über 40 Arbeitsstunden pro Woche vereinbart sehen, nur eben nicht immer von 8 bis 18 Uhr. Für die Zukunft gibt es also noch Einiges zu tun: Entweder verstärkt Führung in Teilzeit ermöglichen oder Vereinbarkeit auch in Voll- zeitarbeit möglich machen. Weder Ersteres noch Letzteres wird ohne eine Veränderung der Organisation und Arbeitsweisen funkti- onieren. Die Organisation muss sich ändern, um Vereinbarkeit für alle zu ermöglichen! Altersabgänge, Effizienzsteigerung, Konso- lidierungserfordernisse, Stellenvakanzen, knappe Fristen für große und kleine Anfra- gen, kurzfristige Notwendigkeiten, wech- selnde Prioritäten, Informationsüberfluss durch die technischen Möglichkeiten - diese Liste ließe sich lange fortführen und bedeu- tet für die Beschäftigten vor allem eins: Ar- beitsverdichtung. Nicht, dass ich falsch ver- standen werde: Niemand will die finanzielle Situation beschönigen, noch neue Technik wieder abschaffen. Aber viele werden mir beipflichten, dass die Arbeitsorganisation nicht immer leichter geworden ist. Bei der Beantwortung einer kleinen Anfra- ge, bei der ich am Freitagsnachmittag eine Behördenabfrage gestartet habe (mit Frist 1 Alle Zahlen finden sich im Personalstrukturbericht 2010